Kloster Riddagshausen

Photo: Chris06, 2015, CC-BY-SA 4.0

Riddagshausen - Zisterzienser, später ev. Männerkloster

Existenz: ca. 1145 bis 1810
Heutiges Gebiet: Stadt Braunschweig
Orden/Art: Zisterzienserabtei
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Halberstadt; bei der Aufhebung 1810: Königreich Westphalen

Das Kloster in Riddagshausen wurde 1145 vermutlich vom Ministerialen Ludolf von Wenden gegründet; das Mutterkloster war Amelungsborn. Riddagshausen selbst war Mutterkloster der Klöster in Marienrode und Wahlhausen an der Fulda sowie von Isenhagen und Wienhausen. Patronatsrechte wurden in den Grangien Kaunum, Hünessen, Dibbesdorf, Querum, Unseburg, Offleben, Wobeck, Gliesmarode, Mascherode und Klein-Schöppested, dazu vorübergehend in Hohensleben (1292), Bienrode (1311), Winnigsted (1351) Sülfeld (um 1369), Jelpke (1449) und Hondelage (1503) ausgeübt.
In der Anfangszeit seines Bestehens war das Kloster von Abgaben und Diensten befreit. Anfangs erwarb das Kloster Gebiete in Braunschweig-Wolfenbüttel, Schöningen-Offleben und Salzgitter. Der Gebietserwerb diente dem Zweck in erworbenen Dörfern Grangien aufzubauen. Anfang des 14. Jahrhunderts wurden diese Grangien wieder zu Dörfern aufgesiedelt. Das Kloster konzentrierte sich jetzt auf Einnahmequellen wie den Tuchhandel und Beteiligungen am Rentenmarkt; auch die Stadthöfe des Klosters wurden wichtiger. Riddagshausen nahm auch im großen Maße am Salzhandel teil. Es besaß Anteile an der Lüneburger Saline und an anderen kleineren Salzwerken. Im Besitz des Klosters befanden sich auch Steinbrüche.
1482 wurden dem Riddagshausener Abt durch den Papst bischöfliche Rechte gegenüber seinen Klosterbrüdern gewährt. Bis Ende des 15. Jahrhunderts bestanden folgende Ämter: Prior und Subprior, Kellner und Subkellner, Kämmerer, Busar, Kantor, Küster, Pförtner, Siechenmeister, Schreibmeister, Konversenmeister, Hofmeister und ein Bibliothekar.
Um 1300 wurden von Riddagshausener Mönchen gemeinsam mit Mönchen aus Marienrode Versuche unternommen, in Hildesheim eine Bildungsstätte zu errichten. Ab 1489 war in Riddagshausen ein studium um particulare möglich. 1305 finden sich Hinweise auf einen Krankensaal.
Es bestand in der Zeit seines Bestehens eine enge Beziehung zum welfischen Herzogshaus. Nach der Entstehung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg wurde das Zisterzienserkloster zu einem wichtigen Stützpunkt der welfischen Landesherrschaft gegenüber Autonomiebestrebungen der Stadt Braunschweig und diente oft als Heerlager für Soldaten des Fürsten. Im Jahre 1492 wurde das Kloster von Braunschweiger Bürgern zerstört.
1568 wurde in Riddagshausen die Reformation eingeführt und aus dem Zisterzienser- wurde ein evangelisches Männerkloster. Ab dem Jahre 1623 wurden die Äbte durch den Landesherren berufen. In der Folgezeit wurde im Kloster eine Schule eingerichtet. Von 1690 bis 1809 bestand ein Predigerseminar.
Die Kirche des Klosters besteht bis heute; renoviert wurde sie im 19. Jahrhundert und in den Jahren 1962-1975. Vom Kloster sind das Torgebäude, die Frauenkapelle, die Pförtnerzelle, die Siechenkapelle und Teile der Klostermauer erhalten. Es sind ferner drei Glocken erhalten, eine ältere aus dem 19. Jahrhundert und zwei aus dem Jahre 1972. Ältere Glocken wurden während der Weltkriege eingeschmolzen.

Literatur: Annette von Boetticher, Artikel Riddagshausen - Zisterzienser, später ev. Männerkloster, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1298-1306.

Germania Sacra: 161

GND: [4330520-9]

Bearbeiter: Lennart Steffen