Photo: Klosterkammer, Carola Faber

Isenhagen – Zisterzienser, später Zisterzienserinnen, dann Damenstift

Existenz: 1243 bis heute
Heutiges Gebiet: Samtgemeinde Hankensbüttel, Landkreis Gifhorn
Orden/Art:; Zisterzienserinnenabtei; evangelisches Frauenkloster
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: bei Gründung: Bistum Hildesheim, heute Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, Bistum Hildesheim; bei Gründung: Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, heute Land Niedersachsen.

Herzogin Agnes, Tochter des Markgrafen Konrad von Landsberg (Wettin) und zweite Ehefrau des ältesten Sohnes Heinrichs des Löwen, Heinrich, Pfalzgraf bei Rhein, gründete 1243 in dem heute Alt Isenhagen genannten Ort ein Zisterziensermönchskloster. Die wirtschaftliche Grundausstattung des Klosters stellte die Stifterin zur Verfügung. Das Kloster erhielt das Obereigentum an dem Ort (Alt-)Isenhagen mit den Dörfern Glüsingen, Isenbeck mit Mühle, Kakerbeck mit Mühle, Eutzen, die Mühle in Harpe, Rickenhagen, Dannhorst mit Mühle, Wunderbüttel und Wentorf. Mutterkloster für das Mönchskloster war das Zisterzienserkloster Riddagshausen. Die Aufgabe der Mönche sollte die geistliche Betreuung des nicht weit entfernten Zisterzienserinnenklosters Wienhausen sein. Diese Aufgabe konnten sie jedoch nicht erfüllen, denn schon 1259 wurde das Kloster nach einem Brand aufgegeben und die Mönche siedelten nach Marienrode bei Hildesheim über. 1265 wurde das Kloster jedoch mit Zisterzienserinnen neu belebt. Für das Nonnenkloster ist das Mutterkloster unbekannt, eine Inkorporation in den Zisterzienserorden gab es ebenfalls nicht. 1327 verlegte man das Kloster nach Hankensbüttel an die dort bestehende Archidiakonatskirche. Auch hier verblieb es nicht. 1346 wurde schließlich ein Neubau des Klosters im Stil der norddeutschen Backsteingotik dort begonnen, wo es sich noch heute befindet. 1327 wurde die Pfarrkirche zu Hankensbüttel dem Kloster inkorporiert, 1381 die Kirche in Isenbüttel. Durch den Lüneburger Erbfolgekrieg sowie Unwetter litt das Kloster besonders in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. In einem Tragaltar befand sich vermutlich eine Heiligkreuzreliquie; im Sepulcrum des Hauptaltars liegen nicht mehr zu identifizierende Reliquien und textile Reliquienpäckchen. Wallfahrten: In dem ca. 4 km nördlich von Isenhagen gelegenen Ort Steimke errichtete das Kloster um 1385 eine Marienkapelle, zu der sich um 1400 eine lebhafte Wallfahrt entwickelte.
Die Klosterreformbewegung des 15. Jahrhunderts erreichte Kloster Isenhagen um 1440, als der Abt des Klosters Riddagshausen in einem Schreiben an die Äbtissin und den Konvent u.a. die Einhaltung der Klausurvorschriften forderte. 1488 wurde die Reform in Isenhagen mit der Einsetzung der neuen Äbtissin Barbara Antoni offiziell angenommen. Zu den weiteren Klosterämtern gehörten die Priorin (erstmals gennant 1366), Subpriorin (1491), Küsterin (1429), Celleraria (1340), Capellanin (1573), Propst (1309), Vice-Propst (um 1520), Confessor, Kaplan, Priester (um 1520), Amtmann (1549).
Die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts waren für das Kloster eine wirtschaftliche Blütezeit. Der bedeutende Propst Friedrich Burdian leitete die Klosterökonomie mit großem Geschick. Das Kloster unterhielt ein eigenes Vorwerk in Isenhagen und ein kleineres im benachbarten Wittingen; dies wurde 1515 als Lehen vergeben und erst 1836 abgelöst. Die zum Klostervorwerk gehörende Mühle befand sich direkt beim Kloster; außerdem besaß es weitere Mühlen in Schweimke und Oerrel. Ein Brauhaus ist noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts auf dem Gelände des Amts Isenhagen belegt. Ein älteres Lüneburger Stadthaus wurde 1661 verkauft, ein weiteres 1723. Das Kloster erhielt mehrfach Anteile an der Saline in Lüneburg.
Die Geldforderungen des Landesherren und die Umwälzungen, die die lutherische Reformation ab 1527 mit sich brachte, beendeten die Phase des Wohlstands allerdings vollständig. Der Propst wurde während seiner Abwesenheit abgesetzt und die Verwaltung der Propstei einem fürstlichen Amtmann übertragen. Als die Herzöge Ernst und Franz die Herausgabe der Siegel, der Urkunden und der Kleinodien verlangten, gingen die Äbtissin, die Priorin und die Kapellanin 1540 mit Archiv und Kleinodien nach Halberstadt. Im gleichen Jahr wurde die erste evangelische Klostervorsteherin eingesetzt. Damit war Isenhagen das erste der Lüneburger Frauenklöster, in dem die Reformation offiziell eingeführt war. Langsam entwickelte sich aus dem Nonnenkloster ein evangelisches Damenstift. Lange erhielten sich aber aus der vorreformatorischen Zeit überkommene Traditionen. Noch 1619 enthielt die evangelische Klosterordnung Bestimmungen zur Klausur und den regelmäßigen Gebetszeiten. Wenngleich im Laufe der Zeit in ihrer Anzahl reduziert, existieren die klösterlichen Gebetszeiten aber bis heute als regelmäßige Andachten weiter. Das geistliche Leben wurde der geänderten Konfession angepasst, aber nicht aufgegeben.
Das Kloster ist bis heute erhalten. Inschriften sind in DI 76 verzeichnet. Im Kirchturm befinden sich vier kleine Glocken; die älteste Glocke stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, eine Glocke von 1659, gestiftet von Domina Dorothea Grote sowie zwei neue Glocken von 1953. Eine 1716 von Äbtissin Ilse Margarete von Estorff gestiftete Glocke wurde 1942 eingeschmolzen. Zwei kleine Glocken (um 1900) im Dachreiter der Kirche. Bekannt ist die Holzskulptur des sog. Ölberg-Christus (um 1490), ferner die Wandmalerei der so genannten Heiligen Kümmernis in der ehemaligen Beichtkapelle (erste Hälfte 15. Jahrhundert).

Literatur: Wolfgang Brandis, Artikel Isenhagen – Zisterzienser, später Zisterzienserinnen, dann Damenstift, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 855-862.

Germania Sacra: 114

GND: [4429181-4]

FemMoData: 975

Bearbeiterin: Leonie Bunnenberg