Photo Corinna Lohse, 2010, © Klosterkammer

Wienhausen – Zisterzienserinnen

Existenz: ca. 1221 bis heute
Heutiges Gebiet: Gemeinde Wienhausen, Landkreis Celle
Orden/Art: Zisterzienserinnen
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Hildesheim, heute evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, Bistum Hildesheim; Sachsen, heute Niedersachsen

Vermutlich wurde das Kloster um 1221 zuerst in Nienhagen bei Celle gegründet, zog aber bereits wenige Jahre später vermutlich aus Gründen der besseren Geländelage nach Wienhausen, wo es ab 1229 nachweisbar ist. Als Gründerin gilt Herzogin Agnes, Schwiegertochter Heinrichs des Löwen, und das Kloster behielt während des Mittelalters eine enge Beziehung zum Herzogshaus.
Formell wurde das Kloster dem Kloster Riddagshausen unterstellt, was aber kaum umgesetzt wurde. In den Zisterzienserorden ist es nie aufgenommen worden und blieb so im Bistum Hildesheim. Das Kloster verfügte über eine Heiligblut-Reliquie und Reliquien des Hl. Alexander, erhalten sind unidentifizierbare Teile, vermutlich Reliquien des Hl. Mauritius und des Hl. Gregor von Spoleto. Im Kloster wurden 1953 zahlreiche Pilgerzeichen gefunden.
Der Konvent bestand aus maximal 89 Nonnen, wenngleich meist nur zwischen 30 und 50 nachzuweisen sind, nach der Einführung der Reformation dann maximal 26. Sie kamen aus den Orten der Umgebung, u.a. aus Braunschweig und Lüneburg, wohl etwa die Hälfte entstammte dem regionalen Adel. Die Äbtissin Katharina von Hoya tat sich im 15. Jahrhundert besonders durch die Förderung der Klosterausstattung aus. Nach Einführung der Klosterreform am Ende des Jahrhunderts scheint der Konvent eine kulturelle Blüte und einen hohen Bildungsstand erlebt zu haben. Von der internen Klosterschule sind Lehrbücher erhalten. An Klosterämtern bestanden die Äbtissin (erstmals genannt 1263), Propst (1229), Unterpropst (1508), Klosterverwalter (1714), Beichtvater (vor 1514), Priester (vor 1514), ev. Prediger (1525), Priorin (1263), Subpriorin (1339), Kämmerin (1336), Küsterin (1344), Siechenmeisterin (1339), Kellerarin (1339), Kaplanin (1470). Das Kloster vefügte über einen eigenen Krankensaal.
Das Kloster erhielt bei Gründung die Wienhäuser Archidiakonatskirche, es besaß später Patronatsrechte in Westercelle, Nienhagen, Groß Hehlen, Berkum, Nordburg und Bröckel.
Das älteste Güterverzeichnis des Klosters von ca. 1340 verzeichnet Zehnteinkünfte aus 45 Orten und andere Abgaben aus weiteren 57 Orten, die sich von Celle über Peine bis ins Hildesheimische erstreckten. Das Kloster bezog Einkünfte aus der Lüneburger Saline. Neben dem Klosterhof wurde ein Vorwerk in Ottenhaus unterhalten, eine Mühle und eine Brauerei bestanden auf dem Klostergelände, der Konvent besaß Fischereirechte in Aller und Fuhse.
Gegen die Einführung der Reformation 1527 wehrte sich der Konvent heftig, musste sich in den folgenden Jahrzehnten jedoch nach und nach dem herzoglichen Zugriff auf den Klosterbesitz und seinem Eingriff in die Liturgie fügen, bis 1587 die erste evangelische Äbtissin eingesetzt wurde. Die Vereinnahmung von Klostergütern durch den Herzog schwächte die wirtschaftliche Situation des Konvents bedeutend.
Die Gebäude sind weitgehend erhalten und gehen zum Teil auf den mittelalterlichen Bestand zurück, so dass sich im Nonnenchor von Malereien von ca. 1330 erhalten haben. Das älteste Gebäude ist die Allerheiligenkapelle von ca. 1290. Auch der doppelstöckige Kreuzgang aus dem frühen 14. Jahrhundert besteht noch. Durch die Veränderung der Regeln des Zusammenlebens im 1. Und 18. Jahrhundert entstanden Wohnungen und einzelne Häuser. Möglicherweise stammt die 2008 ins Kloster überführte Glocke aus dem frühen 13. Jahrhundert ursprünglich auch aus Wienhausen, ansonsten ist eine Glocke aus dem 15. Jahrhundert erhalten. Zahlreiche Inschriften sind erhalten (DI 76). Bekannt ist das Kloster heute für seine spätmittelalterlichen Bildteppiche sowie ein Liederbuch von ca. 1500.

Literatur: Wolfgang Brandis, Artikel Wienhausen – Zisterzienserinnen, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1518-1529.

Germania Sacra: 134

GND: [2070042-8]

FemMoData: 2823

Bearbeiter: Niels Petersen