Mariental - Zisterzienser

Photo: Bergknappe, 2016, CC-BY-SA 4.0

Mariental - Zisterzienser, später ev. Männerkloster in

Existenz: 1138 bis 1810
Heutiges Gebiet: Gemeinde Mariental, Samtgemeinde Grasleben, Landkreis Helmstedt
Orden/Art: Zisterzienserabtei
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Halberstadt; Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel/Königreich Westphalen

1138 wurde das Kloster vom sächsischen Pfalzgrafen Friedrich II. von Sommerschenburg gestiftet. Erst frühestens 1143 bezog der Gründungskonvent aus Altenberg bei Köln die Zisterze Mariental. 1146 wurde die Klosterkirche im ersten Teil geweiht (Dreifaltigkeit, Gottesmutter, Apostel Petrus, Jakobus, Märtyrer Stephanus). Die Bindung an das Hochstift Halberstadt war eng; der Halberstädter Bischof wurde zum Klosterherrn bestimmt, während die Schutzvogtei bei der Stifterfamilie verblieb. Damit gelangte das Kloster auch in territoriale und reichspolitische Streitigkeiten zwischen Sachsen und Saliern. 1160 wurde der Besitz des Klosters vom kaiserlichen Gegenpapst Viktor (IV.) bestätigt, den das Kloster entgegen der Ordenspolitik unterstützte. Unter anderen aus diesen Gründen waren Ende des 12. Jahrhunderts die Beziehungen zur Mutterabtei sehr schlecht und besserten sich erst nach einigen Jahrzehnten. 1179 versuchten u.a. die Welfen nach Aussterben der Stifterfamilie Einfluss auf das Kloster zu gewinnen, jedoch erlangten sie erst in den 1220er Jahren die Schutzherrschaft über die Abtei. Anfang des 13. Jahrhunderts verbesserte sich das Verhältnis zu Altenberg.
Das Kloster besaß neben der Eigenkirche in Mariental Patronatsrechte in Westereilsleben, Mammendorf, Vitzenrode (b. Güntersberge) Klein Siegersleben, Rottorf, Warsleben, Hakenstedt, Bischofsrode, Nienstedt (b. Ausleben) und Tundersleben. Für das zweite Viertel des 13. Jh. ist ein Hospital bzw. Siechenhaus erschließbar. Ab 1192 übte das Kloster die Aufsicht über die Zisterze Zinna b. Jüterborg aus.1232 kam es zur Gründung der Schwesterabtei Hude bei Bremen. 1243 beteiligte es sich an der Gründung Isenhagens.
Kurz nach 1300 erreichte Mariental seinen politischen und wirtschaftlichen Höhepunkt und zählte zu den wichtigsten norddeutschen Abteien sowie zu den größten Landbesitzern im ostsächsischen Raum. Neben dem Gründungsbesitz, der u.a. ein Viertel des Lappwaldes umfasste, gewann das Kloster durch Zukauf und Abstoß von Streubesitz bis 1300 annähernd 700 Hufen Land und 17 Wirtschaftshöfe. Der Besitz lag im Gebiet zwischen Ohre, Elbe, Bode und Elm. Kerngebiete waren die nähere Umgebung des Klosters, das Gebiet des Lappwaldes (Barmke, Brönsdorf, Deggerichsdorf, Dumendike, Lisdorf ), zum andern südöstlich von Helmstedt und Schöningen nördlich des Großen Bruchs (Neinstedt, Hamersleben, Warsleben, Ottleben, Wegersleben) sowie in der Magdeburger Börde und im Harz. Dazu kamen anfangs sieben, später 17 Grangien u.a. in Barmke, Brandsleben und Eschenrode. Mühlen besaß das Kloster in Mariental, in Räbke, Ottleben und anderswo. Fischteiche besaß es in Mariental, im Lappwald und sowie in den Vorwerkdörfern (z.B. in Hakenstedt). Im Lappwald kamen zudem Steinbrüche dazu. Die Einnahmen aus umfassenden Zehntrechten flossen dem Kloster zu.
1337 bestand der Konvent aus 34 Mönchen. Die Mitglieder entstammten dem Adel und dem Bürgertum. Der Konvent wurde von einem Abt geleitet. Daneben traten Prior und Subprior auf. Nachdem um 1350 der Konvent durch die Pest auf fünf Personen dezimiert worden war, häuften sich in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zudem gewaltsame Übergriffe auf das Kloster. Im 15. Jahrhundert im Orden bedeutungslos geworden setzte eine zunehmende Verschuldung ein. Es kam verstärkt zu Konflikten mit dem umliegenden Adel. 1506 erreichte eine weitere Pestwelle das Kloster, 1535 lebten 13 Brüder im Konvent.
1568 nahm der Konvent größtenteils die lutherische Lehre an. Die Äbte waren fortan in der Regel Theologen mit Lehrstuhl in Helmstedt. Das Kloster betrieb von 1569-1745 eine evangelische Klosterschule. 1753-73 gab es ein Lehrerseminar in Mariental. Mariental verlor jedoch im Verlauf des 18. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung. 1810 wurde es aufgelöst.
Die Klosterkirche sowie die Klostergebäude sind zu Großteil in romanisch-frühgotischer Form erhalten. Eine Glocke von 1497 hängt im Vierungsturm der Klosterkirche. Überliefert sind 58 Inschriften, von denen noch 36 im Original erhalten sind: DI 4

Literatur: Alexander Zirr, Artikel Mariental - Zisterzienser, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1021-1031.

Germania Sacra: 158

GND: [4199056-0]

Bearbeiter: Aaron Schwarz