Braunschweig - Cyriakusstift

Peter Spitzer, Ansicht der Stadt Braunschweig 1547

Braunschweig - Kollegiatstift St. Cyriacus

Existenz: vor 1079 bis 1810
Heutiges Gebiet: Stadt Braunschweig
Orden/Art: Kollegiatstift, Kanoniker
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Hildesheim, heute Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig, Bistum Hildesheim; bei der Aufhebung 1810 Königreich Westphalen

Das dem Cyriacus und seit 1196 auch dem Heiligen Kreuz geweihte Stift wurde vor 1079 vermutlich von Markgraf Ekbert II. außerhalb der Stadt gestiftet und mit Besitz ausgestattet. Somit unterlag es herzoglichem Recht und nicht dem Stadtrecht. Es gab zunächst 12 Kanonikate, deren Stiftsherren oft gleichzeitig an St. Blasius bepfründet waren und im Dienste des Herzogs standen. Die Pröpste, die meist aus dem Kreis der Stiftsherren gewählt wurden, stammten aus Familien des ministerialen Adels und edelfreien Familien. Seit dem 15. Jahrhundert gelangten auch Bürgerliche in diese Stellung. Ein Urbar aus dem Jahr 1196/97 ermöglicht einen Überblick über die Güter, die in Propsteigut und Stiftsgut getrennt waren. Das Propsteigut umfasste Streubesitz in über 70 Orten. Auch das Stiftsgut war mit ca. 90 Orten weit verstreut, u.a. bis nach Benstorf (Elze), besaß jedoch einen Schwerpunkt in Vallstedt. Mühlen wurden in Apelnstedt, Söllingen und Eisenbüttel betrieben. Das Stift verfügte bis zum Abriss der Gebäude über eine eigene Stiftspfarrei mit Zuständigkeit für die Braunschweiger Vorstadt auf dem Cyriakusberg. Sowohl das Stiftskapitel als auch der Propst besaßen verschiedene Patronatsrechte in unterschiedlichen Pfarrkirchen. Eine Stiftsschule ist seit 1196/97 belegt. Im Braunschweiger Schulstreit 1413 bis 1420 stellte sich das Stift mit dem Blasiusstift und dem Ägidienkloster gegen die Politik des Rates. Die Existenz einen Hospitals vor 1545 wird angenommen.
Gegen die Einführung der Reformation leistete St. Cyriacus zunächst Widerstand. Im Kontext der Schmalkaldischen Besetzung und der Vertreibung des Wolfenbütteler Herzogs Heinrich des Jüngeren, ging die Stadt gewaltsam gegen das Stift vor, da man eine Belagerung durch den Herzog fürchtete und ließ das Stift, das mit seinen Gebäuden vor der Mauer lag, abreißen. Personell blieb das Stift dennoch bestehen, die Stiftsherren bewohnten fortan eigene Häuser in Braunschweig. Mit der Einführung der Reformation im Fürstentum Wolfenbüttel 1568 wandelte sich auch das Stift endgültig zu einem evangelischen fürstlichen Stift um. Nun wurden die zehn Kanonikate, die 16 Vikarien und fünf Kommenden mit fast ausschließlich bürgerlichen Staatsbeamten der Herzöge der welfischen Territorien besetzt. 1702 wurde die Zahl der Kanonikate auf sechs reduziert. Der braunschweigische Herzog ließ das Stift trotz des Reichdeputationshauptschlusses von 1803 bestehen, so dass erst die westphälische Regierung es 1810 aufhob. Wiederherstellungsversuche in der nach-napoleonischen Zeit scheiterten und die Stiftgüter wurden 1832 der herzogliche Kammer in Braunschweig zugeschlagen.
Aus der zerstörten Stiftskirche sind die Überreste Ekberts zunächst nach St. Blasius und 1968 dort dann in den Sarkophag Getruds überführt worden. Überlieferte Inschriften: DI 56, Nrn. 958, 963, 830.

Literatur: Ulrich Schwarz, Artikel Braunschweig - Kollegiatstift St. Cyriacus, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 123-131.

GSN: 58

GND: [4355889-6]

Bearbeiterin: Julia Bartels