Heiligenberg - Prämonstratenser

Klostermühle, Photo: Corradox, 2007, CC BY-SA 3.0

Heiligenberg - Prämonstratenser

Existenz: ca. 1217 bis 1543
Heutiges Gebiet: Gemeinde bzw. Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen, Landkreis Diepholz.
Orden/Art: Regularkanonikerstift; Prämonstratenser;
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Erzdiözese Hamburg-Bremen; Grafschaft Hoya.

Ein Graf von Wernigerode übertrug im Vorfeld seiner Teilnahme am Fünften Kreuzzug das Gründungsgut an den Prämonstratenserorden, um dort eine Abtei gründen zu lassen. Als Gründungsjahr gilt 1218, was mit der Übertragung der Pfarrkirche in Vilsen durch Erzbischof Gerhard I. von Bremen an Heiligenberg korrespondiert. 1223 ist mit Propst Absalon der erste Vorsteher, 1235 die Institution selbst nachweisbar. Die Herkunft des Konvents ist unbestimmt. Vor 1263 fand eine Verfassungsreform statt; seitdem unterstand das Stift einem Abt, dessen Wahlbestätigung der Erzbischof von Bremen für sich beanspruchte. Ferner sind Priore (1355) und Subpriore (1382) belegt. Seit dem 14. Jahrhundert verdichten sich die Belege für Beziehungen zu den Grafen von Hoya, die als Schirmvögte des Klosters fungierten.
Über das religiöse Leben lassen sich kaum Aussagen treffen. Stiftungen erfolgten zu Ehren der Hl. Maria, des Hl. Kreuzes und des Hl. Thomas Becket. Eine spätmittelalterliche Chronik berichtet sagenhaft, dass der Bremer Erzbischof Gerhard II. dem Stift Reliquien - das Chorhemd und einige Knochen - des hl. Thomas Becket gestiftet habe. Tatsächlich nennt das bei der Auflösung Heiligenbergs 1535 angelegte Sachinventar „i cleine laden, dor in sanct Thomas“. Genannt werden weitere Reliquiengefäße unbestimmten Inhalts. Die innere Entwicklung liegt ansonsten im Dunkeln. Der Konvent umfasste 1535/36 den Abt und fünf Kanoniker. Ordensintern bestanden Beziehungen zu den Stiften Cappenberg, Clarholz und Steinfeld sowie zu Heiligenthal, der einzigen Tochtergründung. Erzbischof Gerhard I. von Bremen übertrug Heiligenberg das Patronatsrecht über die Pfarrkirche in Vilsen. Am Kloster gab es ein Hospitalgebäude.
In direkter Nähe des Stifts befand sich der Wirtschaftshof (Vorwerk), der die Versorgung des Konvents und die Einziehung der Gefälle gewährleistete. Besitzschwerpunkte befanden sich u.a. in den Dörfern Homfeld und Uenzen. 1298 erwarb Heiligenberg eine Mühle in Arkenberge (Gemeinde Binnen, Landkreis Nienburg); im 14. Jahrhundert lassen sich die bis heute existierenden Wassermühlen in Bruchmühlen und Heiligenberg nachweisen; 1535 zusätzlich eine Mühle in Süstedt (Kirchspiel Vilsen). Das Stift besaß einen Braukeller.
Der Auflösungsprozess kündigte sich 1530 an, als Graf Jobst von Hoya vom Stift Steuern einforderte. 1535 residierte dort bereits der gräfliche Amtmann und verwaltete die Stiftswirtschaft. 1536 neben Abt und Konvent dann ein landesherrlicher Verwalter, Abtsdiener, Koch und Küchenjunge, Pförtner, Hofmeier, drei Fuhrleute, Schäfer, Kuh- und Schweinehirte, Hofmeierin, zwei Mägde, zwei Laienbrüder, Krankenpflegerin. 1543 fand die Auflösung mit der Verpfändung von Vorwerk und Stiftsgebäuden ihren Abschluss. Die Stiftsgebäude wurden um 1563 gesprengt.

Literatur: Söhnke Thalmann, Artikel Heiligenberg - Prämonstratenser, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 604-608.

Germania Sacra: 405

Bearbeiterin: Leonie Bunnenberg