Hannover - Franziskaner
J. J. Zeuner, Palatii ducalis introitus, 1675.

Hannover - Franziskaner

Existenz: vor 1291 bis 1533
Heutiges Gebiet: Stadt Hannover.
Orden/Art: Franziskaner-Konventualen.
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Minden; Fürstentum Braunschweig-Calenberg.

Die Gründung des Minoritenklosters liegt im Dunkeln. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1291 im Rahmen einer Schenkung von Bischof Siegfried II. von Hildesheim. Zwischen 1291 und 1310 entstand die Klosterkirche. Nach dem Ausbau der Klosteranlage in der ersten Hälfte des 14. Jh. scheinen die Franziskaner einen wachsenden Einfluss auf das religiöse Leben der Stadt genommen zu haben. Vor allem das soziale Engagement verlieh dem Kloster Anerkennung. 1433 wird ein Siechenhaus genannt. Konflikte mit den Weltgeistlichen konnte traten regelmäßig auf. Die Größe des Konvents lässt sich nur schwer abschätzen. 1452 urkundeten elf Patres, unter ihnen der Guardian und der Lesemeister. Zusammen mit den Laienbrüdern dürfte das Kloster zu dieser Zeit 30 bis 40 Personen beherbergt haben. An Klosterämtern werden genannt: Guardian (erstmals 1310), Vizeguardian (1410), Lesemeister (1401), Sakristan (1452) und Patres (1299). Das Kloster verfügte über eine Ganzkörper-Reliquie eines von Herodes ermordeten unschuldigen Kindes.
Um die Mitte des 15. Jh. versuchte der Guardian der hannoverschen Franziskaner, Pater German, auf die örtlichen Beginen Einfluss zu nehmen. Er wurde zunächst von Johannes Busch, dem Initiator der Windesheimer Kongregation, zurückgewiesen, die Franziskaner konnten sich jedoch ab 1520 durchsetzen. Für die Beginen wurde ein Statut beschlossen, wonach neueintretende Frauen nach der dritten Regel leben sollten (vgl. Hannover - Beginen, später Franziskanerterziarinnen)
Mit diesen Erfolgen der Franziskaner kontrastierte eine gewisse Hilflosigkeit gegenüber den in denselben Jahren stärker werdenden Lutheranern. Am 14. September 1533 verließen die Franziskaner fluchtartig die Stadt und begaben sich nach Hildesheim. In den nun leerstehenden Räumen wurde eine Schule eingerichtet. Mit dem Bau des Leineschlosses im 17. Jahrhundert wurden die Klostergebäude zerstört, jedoch wurde die Kirche integriert und fortan als Schlosskapelle genutzt.
Die Klosterkirche wurde 1943 durch einen Luftangriff stark zerstört und schließlich abgerissen. Der Altar (um 1400) ist im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover erhalten. Inschriften: DI 36, Nr. 2, 17, 19, 26, 39.

Literatur: Karljosef Kreter, Artikel Hannover - Franziskaner, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 571-575.

Germania Sacra: 396

Bearbeiterin: Leonie Bunnenberg