Das Kapuzinerkloster 1675, Pater Polycarp, gemeinfrei, abgedruckt in: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart, 64. Jahrgang, Hildesheim 1996, S. 116

Hildesheim – Kapuziner

Existenz: 1630/31 bis 1812
Heutiges Gebiet: Stadt Hildesheim
Orden/Art: Kapuzinerkongregation,
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Hildesheim; Hochstift Hildesheim, bei Aufhebung Königreich Westphalen

1630 ließen sich die ersten Kapuziner mit Erlaubnis des Fürstbischofs Ferdinand in der Kartause außerhalb der Altstadt bzw. im St. Mauritiusstift auf dem Moritzberg nieder. 1631 bezogen sie eine Hälfte der ehemaligen Gebäude der Fraterherren oder Kugelherren im Lüchtenhof, 1638 erhielten sie die übrigen Gebäude. 1632 wurde ihnen dann die ehemals evangelische Kirche St. Georg für Gottesdienste zugewiesen. Der Konvent zählte bei seiner Gründung vier Patres. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Zahl der Konventsmitglieder auf zwölf beschränkt, 1677 waren es jedoch bereits wieder 15, deren Zahl sich bis Mitte des 18. Jahrhunderts auf ca. 25 erhöhte. Geleitet wurde der Konvent von einem Superior, später einem Guardian. 1668-1680 besaß das Kloster eine Niederlassung (Hospiz) in Hannover. Zugleich entstand eine Mission in Peine. Der Anteil der Prediger im Kloster, die den Dienst in bestimmten Kirchen, dem Dom sowie vertretungsweise in Kirchen des Umlandes versahen, war überdurchschnittlich hoch.
Das Kloster blieb von der finanziellen Unterstützung des Fürstbischofs abhängig. Es verfügte neben einigen Grundstücken und dingpflichtigen Häusern lediglich über das zeitweilige Nutzungsrecht eines Steinbruchs (1657). Die Finanzierung wurde sonst durch Almosen nur unzureichend bewerkstelligt.
In den 1640er Jahren kam es zu Konflikten mit dem Domkapitel, da der Fürstbischof sich weiter stark für die Kapuziner engagierte. 1649 wurden sie vom Altstädter Rat der Stadt verwiesen und wichen zeitweilig ins Mauritiusstift aus, konnten aber 1656 infolge eines Vergleichs mit der Stadt zurückkehren. 1657-62 wurde eine neue Kirche im Lüchtenhof gebaut, ab 1662 die Klostergebäude erweitert. 1761 brannte die Klosterkirche ab, Teile der Klosteranlage wurden beschädigt, jedoch bereits 1766-72 eine neue Kirche errichtet. 1810 wurde das Kloster aufgehoben, und 1812 die Aufhebung umgesetzt. Die ehemaligen Kloster-und Priesterseminargebäude in der Form des 18. Jahrhunderts existieren neben dem Äußeren der Kapuzinerkirche noch heute. Eine Glocke von 1802 ist erhalten. Es sind 28 Gemälde aus der Zeit von ca. 1650 bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts erhalten, u.a. ein Stammbaum der Jesuiten mit allegorischen Darstellungen. Besonders bemerkenswert ist ein Gemälde, das u.a. die Huldigung der Kapuzinerkongregation vor dem Rat der Stadt bei ihrer Rückkehr 1656 zeigt.

Literatur: Michael Schütz, Artikel Hildesheim – Kapuziner, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 783-790.

Germania Sacra: 834

Bearbeiter: Aaron Schwarz