Hildesheim – Fraterherren, gen. Lüchtenhof

Existenz: 1440 bis 1604/31
Heutiges Gebiet: Stadt Hildesheim
Orden/Art: Bruderschaft, Brüder vom gemeinsamen Leben, ab 1451/63 Kollegiatsstift
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Hildesheim; Hochstift Hildesheim

Die Bruderschaft wurde 1440 in Hildesheim durch Entsendung von Brüdern aus Münster auf Initiative des Bruders Gottfried von Herford etabliert. Nach einigen Schwierigkeiten der ersten Jahre, die sich aus der klerusfeindlichen Haltung der Stadt ergaben, ließ man sich 1443 endgültig im Lüchtenhof am Brühl nieder. 1450/51 wurde die Erhebung zum Kollegiatstift erreicht, dessen Statuten 1463 erlassen wurden. Die Gemeinschaft war klein und wurde durch die Pest 1463 sowie dauerhafte Abwanderung, u.a. zu Neugründungen, mit ca. 20 Personen gering gehalten. Die Leitung oblag einem Rektor (ab 1463 Senior). Daneben gab es den Vizesenior.Die Brüder finanzierten sich über eine umfangreiche Buchproduktion und die Aufnahme von Schülern. Nach dem Tod des ersten Rektors verlor die Gemeinschaft an Ansehen, lebte isoliert und bewusst zurückgezogen. Seit 1465 existierte ein Schulhaus für die zuvor einzeln unterrichteten Schüler. Von 1470-1477 nahm ein Bruder an der Verwaltung des Dreizehnarmenhospitals auf der Neustadt teil.
Tochtergründungen waren 1454/55/57 der Weiße Hof im Brühl in Kassel, 1482 die Niederlassung in Magdeburg und 1482/83 eine weitere Niederlassung in Berlikum (bis 1488). Das Haus Kulm wurde um 1500 von Hildesheim aus reformiert.Die Einführung der Reformation bedeutete das Ende der Bruderschaft. 1526 unterstellte sie sich dem Schutz der Stadt, 1546 übernahm der protestantische Rat die Finanzkontrolle. 1604 wurde das Haus zwecks Unterbringung armer Scholaren der bischöflichen Verwaltung übergeben. 1631 übernahmen es die Kapuziner, die die ursprünglichen Gebäude abrissen.

Literatur: Uta Richter-Uhlig, Artikel Hildesheim – Fraterherren (Lüchtenhof), in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 768-772.

Germania Sacra: 109

Bearbeiter: Aaron Schwarz