Photo: Heribert Duling (= Famduling), 2006, gemeinfrei

Frenswegen – Augustiner-Chorherrenstift

Existenz: 1394 bis 1809
Heutiges Gebiet: Stadt Nordhorn, Landkreis Grafschaft Bentheim.
Orden/Art: Augustiner- Chorherrenstift
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Münster; Großherzogtum Berg.

Magister Everhard van Eze und dem Schüttorfer Pfarrer Heinrich von Marklo gen. Krull gelang es, den Grafen Bernhard von Bentheim für die Gründung eines Klosters im Geiste der Brüder vom gemeinsamen Leben zu gewinnen. Zu den Stiftern gehörten neben dem Grafen die bentheimschen Lehnsmannen Johann von Beveren und Gerd von Quendorpe sowie zahlreiche andere Wohltäter, die einzelne Höfe schenkten. Vorsteher des Klosters sollte ein Prior sein, den das Kapitel frei wählen durfte. In einer Bulle von Papst Bonifatius IX. wurde 1400 der Anschluss des Klosters an die Windesheimer Reform gestattet und die Befreiung des Klosters von der Jurisdiktion des münsterschen Bischofs bestätigt. Unter dem Prior Heinrich von Loder genoss Frenswegen hohes Ansehen. Er und seine Nachfolger reformierten seit 1416 zahlreiche Klöster und unterstellten sie der Windesheimer Kongregation. 1451 zählte das Kloster 24 Chorbrüder, der gesamte Personalbestand betrug 134 Kleriker und Laien. Die Mehrzahl der Chorherren stammte aus dem gehobenen Bürgertum der Städte, während die Konversen und Donaten aus allen Bevölkerungsschichten einschließlich des Adels kamen. Was ihre lokale Herkunft angeht, so kamen sie in den ersten Jahrzehnten überwiegend aus den Niederlanden. Vertreten waren auch viele Rheinländer und Brabanter; allmählich nahm der Anteil an Westfalen zu, die später im Konvent vorherrschten. An Klosterämtern sind der Prior (erstmals genannt 1394), Subprior (1394) und Prokurator (1423) überliefert. Mit der Reformation sank die Zahl der Mitglieder.
Das Schwesternhaus Schüttorf wurde 1493 dem Kloster Frenswegen unterstellt. Patronatsrechte besaß das Kloster nicht. 1671 verpflichtete sich der Konvent gegenüber dem Diözesanbischof, die katholische Pfarrseelsorge in den Kirchspielen Nordhorn, Neuenhaus und Emlichheim zu übernehmen. 1482 wird als Hospital das „stenen hus, dat nu dat siekenhues is“ erwähnt.
Das Kloster besaß bis Ende des 15. Jahrhunderts nahezu 50 Bauernhöfe, die vor allem in Klosternähe entlang der Grenze zur benachbarten Twente lagen und auf 33 Bauerschaften in 13 Kirchspielen bis zu einer Entfernung von etwa 20 Kilometern verteilt waren. Frenswegen unterhielt einen Wirtschaftsbetrieb am Kloster selbst, dazu zwei Außenhöfe in Bimolten und Halle. 1402 erhielt das Kloster eine Mühlenstätte mit dem Recht, eine Wassermühle zu betreiben. Von 1638 bis 1775 ist eine Ölmühle nachweisbar. Die Personalliste führt 1451 Schmied, Zimmermann, Schneider, Schuster, Stellmacher, Gärtner und pellifex auf. Das Kloster besaß Fischereirechte in der Vechte im Bereich der Burg in Nordhorn. 1578 kaufte der Konvent die Burg in Nordhorn.
Als in den benachbarten Niederlanden Krieg wütete, geriet Frenswegen in Mitleidenschaft, schließlich in große wirtschaftliche Schwierigkeiten. 1578 wich der Konvent nach Nordhorn aus und bezog die ehemalige Burg. Dort lebten 1607 nur noch der Prior und ein Chorbruder. 1656 wurde in Frenswegen die Erzbruderschaft der Hl. Dreifaltigkeit zur Errettung der gefangenen Christen aus der Hand der Ungläubigen eingeführt. 1671 musste Frenswegen sich mit seinem Vermögen der Aufsicht des Diözesanbischofs in Münster unterstellen. Dennoch äußerte sich ein neuer Aufschwung in reger Bautätigkeit während eines halben Jahrhunderts. Am 23. Juli 1806 ergriff der Graf zu Bentheim die Verfügungsgewalt über Frenswegen. Den 13 Chorherren und einem Novizen wurden einstweilig Nutzungsrechte zugebilligt und eine Pension in Aussicht gestellt. Doch am 7. August wurde dies von den großherzoglich-bergischen Behörden suspendiert, die selbst das Kloster in Besitz nahmen und einen Administrator einsetzten. Dieser teilte dem Konvent am 25. Oktober 1809 formell die Aufhebung des Klosters mit. Ein barockes Taufbecken aus Fredelsloh in Kelchform mit Fuß, Sandstein aus der Mitte des 17. Jahrhunderts mit lateinischer Umschrift befindet sich heute als Leihgabe in der evangelisch-reformierten Kirche Bad Bentheim.
1823 überließ Hannover dem Fürsten zu Bentheim-Steinfurt die Klostergebäude. In Frenswegen wurden Dienstwohnungen für fürstliche Beamte eingerichtet. Nachdem durch Brand ein Gebäudeflügel und die Kirche zerstört waren, nagte die Witterung viele Jahrzehnte an der Bausubstanz. Erst nachdem der Fürst zu Bentheim das Kloster 1974 in eine Stiftung eingebracht hatte, konnte es restauriert und zu einer ökumenischen Bildungs- und Begegnungsstätte eingerichtet werden. Von ihr wird es noch heute genutzt.

Literatur: Heinrich Voort, Artikel Frenswegen – Augister-Chorherren, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 423-430.

Germania Sacra: 382

GND: [4359877-8]

Bearbeiterin: Leonie Bunnenberg