Photo: ceiling, Rabanus Flavius, 2006, CC BY 2.0

Clus – Benediktiner

Existenz: 1124 bis 1810
Heutiges Gebiet: Stadt Bad Gandersheim, Landkreis Northeim.
Orden/Art: Benediktinerkloster.
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Hildesheim; Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel

Das Reformbenediktinerkloster Clus wurde als Eigenkloster des Reichsstifts Gandersheim auf dessen Grund und Boden gegründet. Vermutliche Initiatoren der Klostergründung waren damit das Kanonissenkapitel des Reichsstifts und der Hildesheimer Bischof Berthold I. Die älteste Cluser Originalurkunde vom 17. Juni 1127 belegt eine Schenkung der Stiftsäbtissin Bertha I. an den aus Corveyer Reformmönchen bestehenden ersten Konvent. In einem Privileg des Papstes Innozenz III. für das Reichsstift von 1206 wird das Kloster als Eigenkloster des Reichsstifts von der Herrschaft des Bischofs befreit. 1134 wurde dem Kloster Clus von der Stiftsäbtissin Liutgard das Kloster Brunshausen und die Kapelle zu Opperhausen übertragen (bis ins 14. Jahrhundert). 1452 erwarb der Cluser Abt das Patronatsrecht an der St. Laurentius-Kirche in Klein Freden; 17 Jahre später wurde die Kirche dem Kloster inkorporiert. Der Cluser Abt war als ranghöchster Kleriker des Gandersheimer Bezirks verpflichtet, an allen Hochfesten in der Gandersheimer Stiftskirche die Messe zu zelebrieren.
Die Überlieferung lässt auf eine gute wirtschaftliche Entwicklung des Klosters bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts schließen. Angaben über die Stärke des Konventes fehlen. Die Auflösung des Konventsvermögens in Einzelpräbenden erfolgte fortlaufend seit dem Ende des 13. Jahrhunderts. Der äußere Niedergang des Klosters sowie innere Auflösungserscheinungen des Konvents schritten voran. 1430 wurde der Northeimer Novizenmeister Johann Dederoth zum Abt gewählt und reformierte das Kloster bis zu seinem Tod neun Jahre später. Zu den Klosterämtern ab 1430 gehörten neben dem Abt der Prior, der Prokurator (Cellerarius) und der Cantor. Neben der Wiederherstellung der Klausur bemühte Dedroth sich vor allem um einen Rückerwerb der verlehnten oder verpachteten Klostergüter. Der Besitz umfasste neben der unmittelbaren Umgebung des Klosterbezirks vor allem Güter und Zehnte in den benachbarten Dörfern Dankelsheim und dem später verlassenen Nordliudolfshausen sowie die Kapelle zu Opperhausen. Die Holzrechte von Clus im Brunshäuser Holz führten zu schweren Auseinandersetzungen mit dem Nachbarkloster Brunshausen. Nach der Reform 1430 setzte eine zielgerichtete Erwerbspolitik ein: Kauf der Uslarschen Güter zu Klein Freden, Erweiterung des alten Klosterbesitzes in der Heberbörde, Kauf des Vorwerks und des Zehnten zu Ohlenrode, Besitzungen in Steinlah und dem später wüsten Gronstede bei Salzgitter, Kauf des Vorwerks in Eboldhausen, Besitzungen in Opperhausen sowie des Zehnten zu Haieshausen. Die wirtschaftliche Stärke des Klosters führte dazu, dass Clus in großem Umfang Kapitalien an Städte und Klöster auslieh.
Eine Blütezeit erlebte Clus während der fünfundvierzigjährigen Dienstzeit des Abts Wedego (1460-1505), was sich unter anderem in Bautätigkeiten an Kirche und Klostergebäuden und in der Vermehrung des Kirchenschatzes widerspiegelte. Im Konvent lebten in dieser Zeit ca. 20 Mönche. Ein fragmentarisches Verzeichnis aus dem Ende des 15. Jahrhunderts nennt Reliquien im Katharinen-, Georgs-, Erasmus- und Benediktsaltar.
Der Einführung der Reformation 1568 setzte der Konvent lange massiven Widerstand entgegen. Erst 1596 gelang es dem Landesherrn, einen evangelischen Abt in Clus zu installieren. Ein Konventsleben hat es seitdem nicht mehr gegeben, de facto war der Abt der herzogliche Verwalter der Klostergüter. Mit der Klosterordnung von 1655 wurde ein (Schein-)Konvent in Clus errichtet. Der Generalsuperintendent zu Gandersheim wurde zum „Abt von Clus“ ernannt und weitere Konventualen eingesetzt, die durchweg nicht am Ort lebten. 1695 erreichte die Stiftsäbtissin Henriette Christine die Rückgabe der Klöster Clus und Brunshausen an das Reichsstift. Die Bewirtschaftung beider Klöster wurde in einer Stiftsdomäne zusammengefasst und verpachtet. Die Säkularisation des Reichsstifts 1810 bedeutete das offizielle Ende des Klosters Clus.
Der Kirchenbau hat seine romanische Baugestalt fast unverändert bewahrt. Die dreischiffige Basilika zeigt einen einfachen Stützenwechsel in zweimaliger Abfolge. Für den Hauptaltar wurde unter Abt Wedego das 1487 in Lübeck gefertigte und bis heute erhaltene Hochaltarretabel erworben; vier Büsten, heute auf Konsolen im Chor aufgestellt, gehörten ursprünglich zur Predella des Altares. Zwei Stuckfigurentorsi (um 1130) befinden sich heute in der Dauerausstellung des Portals zur Geschichte in Brunshausen; in der Gandersheimer Stiftskirche befindet sich die Christusfigur vom ehemaligen Cluser Triumphkreuz (um 1485).

Literatur: Christian Popp, Artikel Clus – Benediktiner, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 308-315.

Germania Sacra: 65

GND: [4392408-6]

Bearbeiterin: Leonie Bunnenberg