St. Viti Kirche in Zeven, Photo: Alkibiades, 2006 CC BY-SA 3.0
Zeven - Kanonissen, später Benediktinerinnen
Existenz: ca. 961 bis 1647
Heutiges Gebiet: Zeven, Landkreis Rotenburg (Wümme)
Orden/Art: Kanonissenstift, später Benediktinerinnenabtei
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Erzdiözese Bremen; bei Aufhebung: Erzstift Bremen (schwedisch)
Gestiftet wurde das Kloster in Heeslingen vermutlich von einem Grafen Haddo von Oldenburg und seiner Gemahlin oder Tochter Wedelgardt und dem Bremer Erzbischof Adaldag. An der Vituskirche in Heeslingen wurde damit ein Kanonissenstift begründet, zu dessen Erstausstattung die Höfe Heeslingen und Lavenstedt gehören. Vom Erzbischof erhielt das Stift die Zehnten von Heeslingen, Wiersdorf, Offensen, Meinstedt, Osterwede, Zeven, Bockel (bei Bevern?), Wedel, Nordahn, Boizendorf und Ahof. 973 erzwangen die Grafen von Stade die Einsetzung einer Hathui als Äbtissin, die einen steinernen Kirchenneubau anging. 986 konnte der Erzbischof von Bremen die alleinige Hoheit über das Stift durchsetzen und gewährte dem Konvent die Äbtissinnenwahl unter seiner Beteiligung. 1141 wurde das Stift nach Zeven mit der (typischen) Begründung verlegt, der Ort sei abgeschiedener, zugleich ist von der Annahme der Benediktsregel auszugehen. Zum Konvent gehörten im Spätmittelalter wohl ca. 30 Nonnen, vor allem aus Stade, Bremen und Verden. Zu den Klosterämtern gehörten Äbtissin (erstmals genannt um 961); Propst (1141); Priorin (1286) oder Domina (1542); Decana (1601); custos, custrix, Custersche (1282); Scolastica (1402); Underpriorissa (1514); Cellaria, Kelnersche (1603); Cameraria (1288); Fensterjungfrau (Überwachung des Sprechfensters, 1. Hälfte des 17. Jh.). Die Pröpste waren in der Regel zugleich Bremer Domherren. 1231 erhielt das Kloster Reliquien des Hl. Vitus vom Kloster Corvey. Die Stiftskirchen in Heeslingen und Zeven waren zugleich die Pfarrkirchen der Orte, ferner übten die Nonnen den Patronat über die Kirche in Gyhum und einen Altar in St. Georg in Stade aus. Die Nachricht, dass 1402 die Klosterschule reorganisiert worden sei, ist der einzige Hinweis auf ihre Existenz.
1038 wurde ein Markt zum Patronatsfest (Vitusmarkt) in Heeslingen erlaubt. Überhaupt verfügte das Kloster über einigen Grundbesitz, neben Zeven selbst noch weitere 12 Dörfer in der Umgebung. Am Pferdemarkt in Stade wurde ein Stadthof unterhalten, in dem die Einkünfte aus Besitz um Stade, in Kehdingen und im Alten Land gesammelt wurden. Die Höfe wurden praktisch alle zu Meierrecht ausgegeben, das Kloster betrieb kaum Eigenwirtschaft, Wassermühlen in Klosterbesitz bestanden in Zeven und die Eitzter Mühle an der Oberoste.
1647 wurde das Kloster als Lehen dem schwedischen General Douglas übertragen, der den verbliebenen neun Nonnen das Wohnrecht auf Lebenszeit zusicherte. Auf den ursprünglichen Klosterstandort verweist vermutlich die heutige Pfarrkirche (im Ortswappen dargestellt), in Zeven sind vom Kloster selbst noch Gebäudeteile erhalten. In der Vitikirche in Zeven hat sich ein monumentales Kruzifix aus dem 13. Jahrhundert erhalten sowie ein von Ghert Klinghe gegossener Taufkessel von 1469. Der Propst Johannes Monik ist in der Kirche beigesetzt, die Grabplatte von 1397 ist erhalten.
Literatur: Elfriede Bachmann, Artikel Zeven - Kanonissen, später Benediktinerinnen, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1593-1600.
Germania Sacra: 916
GND: 16118543-5
FemMoData: 2864
Bearbeiter: Niels Petersen