Wennigsen - Augustinerchorfrauen

Photo: Klosterkammer, Kristina Weidelhofer

Wennigsen - Augustinerchorfrauen, später ev. Damenstift

Existenz: ca. 1200 bis heute
Heutiges Gebiet: Stadt Wennigsen, Region Hannover
Orden/Art: Augustinerchorfrauenkloster, ev. Damenstift
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Minden, heute Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, Bistum Hildesheim; Sachsen, heute Niedersachsen

Weder über den genauen Zeitpunkt noch über die Stifter ist etwas bekannt. Die erste urkundliche Nennung ist von 1224, als das Kloster ein Jahr nach einem verheerenden Brand die Vogteirechte übertragen bekam. Die ältesten Teile der Klosterkirche werden auf die Mitte des 12. Jahrhunderts geschätzt, so dass sich das Kloster möglicherweise an einer bereits bestehenden Pfarrkirche ansiedelte.
Die Entwicklung in den folgenden Jahrzehnten scheint ungestört und ruhig verlaufen zu sein, ein Propst wird 1230 erstmals genannt, eine Priorin erscheint um 1300. Ab 1335 besorgten vier Schaffnerin die Wirtschaftsverwaltung der internen Güter des Konvents, weitere Ämter sind das Schuhamt (erstmals 1363), Krankenamt (1363) und eine Subpriorin (1494) sowie Kapläne und Küster. Die Konventsmitglieder entstammten vornehmlich dem Adel. Mitte des 15. Jahrhunderts verweigerte sich der Konvent der von Herzog Wilhelm dem Älteren und Johannes Busch geforderten Klosterreform und gab erst unter Drohungen, das Kloster zu schließen nach.
1319 soll das Kloster Reliquien der 11.000 Jungfrauen aus Köln erhalten haben, eine Marienwallfahrt ist seit 1267 nachgewiesen. Das Kloster verfügte über die Pfarrkirche in Wennigsen, außerdem über Kirchenpatronate in Holtensen und Bönnigsen und die Friedhofskapelle in Ronnenberg. Eine interne Klosterschule gab es spätestens ab 1335, eine interne Krankenstation (infirmatorium) ab 1340.
Früher Güterbesitz konzentrierte sich in den Dörfern Degersen, Evestorf, Sorsum, Lemmie, Holtensen, Redderse, Argestorf und Bönnigsen, hier verfügte das Kloster auch über zahlreiche Hörige und Zehntabgaben. Geld nahm das Kloster auch über Anteile an der Salzförderung in Münder und Hemmendorf ein. Mühlen betrieb das Kloster in Lemmie (ab 1226), in Vörie (Wismühle, 1291) und in Wennigsen selbst mit ihrem Mühlenbann (spätestens 1350).
Die lutherische Reformation durch Antonius Corvinus 1543 scheint dagegen problemlos vonstatten gegangen zu sein. Neben den Priestern wurde der Propst ausgetauscht. Er wurde durch einen landesherrlichen Amtmann ersetzt, der fortan im Auftrag der Herzöge die Güter des Klosters verwaltete. 1565 wurde das Kloster an Florian von Weyhe verpfändet, 1574 an Johann von Holle, um 1580 an Mitglieder der Familie von Bennigsen, bis der Konvent selbst die Pfandschaft übernahm und abzahlte. Beim Durchzug von Truppen Tillys im Dreißigjährigen Krieg wurden 1626 Dorf und Kloster verwüstet, 1647 bestand der Konvent nur noch aus vier Stiftsdamen.
Die Konventsgebäude wurden ab 1707 komplett neu errichtet, die Kirche bereits 1668 erneuert. Die älteste Glocke stammt von 1745 und wurde von Johann Weidemann gegossen.

Literatur: Uwe Hager, Artikel Wennigsen - Augustiner-Chrofrauen, später ev. Damenstift, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S.1505-1512.

GSN: 717

GND: [4786718-8]

FemMoData: 2808

Bearbeiter: Niels Petersen