Abbildung: Merian, 1640, Nr. 12
Stade - Franziskaner Johanniskloster
Existenz: 1240 bis 1527
Heutiges Gebiet: Hansestadt Stade, Landkreis Stade.
Orden/Art: Franziskanerkloster, Provinz Saxonia
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Erzdiözese Bremen; Erzstift Bremen.
Das Stader Franziskanerkloster St. Johannes lag auf dem Gelände des Vogthofes nahe dem Salztor. Erste Belege für die Existenz des Klosters finden sich im Jahre 1240. Es ist möglich, dass der Stader Stadtvogt Gottfried II. das Kloster 1225/26 stiftete. Der Ritter Johann von Broberg (belegt von 1284 - 1312) stiftete dem Kloster seinen Teil des Hofs der Stader Vögte. 1354 wurde dem Kloster durch die Söhne Johann von Brobergs, Gottfried und Daniel von Broberg, ein Drittel des Vogthofes übertragen. In der zweiten Hälfte des 13. Jh. ist eine geistige Blüte des Klosters nachzuweisen. Es bestanden folgende Ämter im Kloster: Guardian (erstmals genannt 1375); Vizeguardian (1478); Lektor (1375); Stader Ratsherren als Verwalter (procuratores) der Klostergüter (z.B. 1321, 1333). Die Güter des Klosters wurden durch Mitglieder des Rates der Stadt Stade verwaltet. Es bestanden Einkünfte aus Seelmessenstiftungen und Renten des Krameramtes und der Schuhmachergesellen sowie vereinzelte Renten vom Wandschnitt- und Bäckeramt. Für die Jahre 1375 bis 1500 ist eine Schule im Kloster belegt. Innerhalb des Klosters bestand eine Heiligkreuzbruderschaft am gleichnamigen Altar (belegt 1460), am Altar des hl. Franziskus und der hl Maria Magdalena bestand eine Bruderschaft der Schuhmachergesellen (belegt 1500). Es bestanden eine enge Verbindung des Klosters mit den städtischen Gilden und Zünften und gute Beziehungen zum regionalen Adel. 1459 erhielt das Kloster einen Ablassbrief über den Anteil an allen Vigilien, Messen und guten Taten von insgesamt 2.186 Franziskaner- und Clarissenklöstern.
1527 wurde das Kloster im Zuge der Reformation aufgelöst und diente fortan als Armenhaus. 1629-32 wurde das Gelände des Klosters kurzzeitig noch einmal an die Franziskaner übergeben. Die Gebäude und die Kirche des Klosters wurden beim Stadtbrand von 1659 zerstört. Die heutige Anlage, die den Namen Johanniskloster trägt, stammt von 1673 und diente als Armenhaus und Altersheim. Bei Ausgrabungen von 1980 bis 1985 wurden Reste von Kirchenfenstern gefunden, die mit Inschriften versehen sind. 2013 wurden Teile des Fundaments in der Johannisstraße ergraben.
Literatur: Ida Christine Riggert-Mindermann, Artikel Stade - Franziskaner, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1377-1381.
Germania Sacra: 893
Bearbeiter: Lennart Steffen