Stade - Benediktiner St. Marien

Abbildung: Merian, Stade 1640. Benediktinerkirche St. Nicolai Nr. 10

Stade - Benediktiner, später ev. Männerkloster

Existenz: 1147 bis 1648
Heutiges Gebiet: Hansestadt Stade, Landkreis Stade.
Orden/Art: Benediktiner, Ordensprovinz Bremen-Magdeburg.
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Erzdiözese Bremen; heute evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover, Bistum Hildesheim; weltliche Zugehörigkeit: bei der Aufhebung 1648 Königlich schwedisches Herzogtum Bremen.

Das Benediktinerkloster St. Marien wurde 1147 an der vor den Toren der Stadt Stade gelegenen Marienkirche von den Brüdern Dudo, Adeko und Richert aus der Familie der späteren Vögte der Stadt Stade gestiftet. Im selben Jahre wurde die Gründung durch den Bremer Erzbischof  Adalbero betätigt. Während der Streitigkeiten zwischen dem Bremer Erzbischof und Herzog Heinrich dem Löwen, das Kloster stark unter welfischem Einfluss. Dieser Einfluss endete mit dem Vergleich von 1236 zwischen dem Erzstift Bremen und dem Haus Braunschweig-Lüneburg. Der Abt des Klosters wurde vom Konvent gewählt und dann vom Bremer Erzbischof bestätigt. Die Mönche des Klosters rekrutierten sich aus dem Bürgertum des Elbe-Weser-Raumes und dem Adel des Erzstiftes Bremen. Anfang des 13. Jahrhundert kam es zu inneren Konflikten im Kloster. In der Zeit von 1236 bis 1240 versuchte der Abt Albert eine Reform des Klosters nach zisterziensischen Regeln durchzuführen. Der Versuch scheiterte am Widerstand der Mönche und Albert verließ daraufhin das Kloster und wechselte in den Franziskanerorden. Im Laufe des 13. Jh. war das Kloster stark in der Slavenmission engagiert, das Kloster Dobbertin in Mecklenburg war eine Tochtergründung. Es bestanden folgende Ämter im Kloster: Abt (erstmals 1147 genannt); Prior (1177); Kellner (1279); Structuarius (1359); Senior (1482). Eine Schule ist erstmals 1412 belegt. 1502 musste diese jedoch aufgehoben werden. Belege für ein Hospital finden sich 1325 und 1339.
Als 1499 die sog. Schwarze Garde in das Bremer Erzstift einfiel, wurde der Standort vor den Toren der Stadt Stade aufgegeben und im Jahr 1500 mit dem Stader Rat ein Vertrag über einen neuen Standort innerhalb der Stadtmauern geschlossen. Ihnen wurde von den Prämonstratensern (vgl. Stade Prämonstratenser) die Heilig-Geist-Kapelle überlassen, die, wie die Nikolaikirche, dem Kloster inkorporiert wurden. 1509 wurde das Kloster Mitglied der Bursfelder Kongregation. Das Kloster besaß eine Armreliquie des Abtes Anverus sowie einen bedeutenden Reliquienschatz, der u.a. Heilig-Kreuz-Reliquien, Reliquien des Apostels Paulus, Andreas, Stephanus, Thomas und Johannes des Täufers, enthielt.
Ab 1583 sind ein langsames Übertreten zum Protestantismus und eine starke Verweltlichung zu erkennen. Als im Jahre 1628 die katholische Liga Stade besetzte, wurden evangelische Mönche durch katholische ersetzt. Dies wurde 1632, als Stade durch Schwedische Truppen erobert wurde, jedoch wieder aufgehoben. Als 1648 im Zuge des Westfälischen Friedens das Erzstift Bremen der schwedischen Krone übertragen wurde, wurde das Kloster aufgelöst.
Bei seiner Gründung verfügte das Kloster wohl über Besitz in den linkselbischen Marschen und der Stader Geest. 1204 erhielt es vom Herzog Heinrich von Sachsen Güter in Wiepenkathen, Haddorf und Dithmarschen. Während der Ostkolonisation wurde jenseits der Elbe weiter Besitz gewonnen. 1243 wurde der Besitz in Mecklenburg dem Tochterkloster Dobbertin übertragen, die Besitzungen in Dithmarschen wurden 1496 veräußert. Danach bestand der Besitz hauptsächlich im Gebiet zwischen Elbe und Oste. Bei diesem Besitz handelte es sich hauptsächlich um Pachthöfe. Dazu bestanden Zehntrechte in Kehdingen, im Alten Land und der Stader Geest. Das Staader Sassenmoor war St. Marien vom Erzstift Bremen als Lehen übertragen worden. Die Niedergerichtsbarkeit übte das Kloster auf dem Hof Brooke aus. Nach der Schwedischen Eroberung Stades wurde dem schwedischen Generalkommissar Johann Adler Salvius, ein Teil der Besitzungen des Klosters übertragen. Ab 1645 wurden verschiedene Güter des Stifts von der schwedischen Krone als „Dotationen“ verschenkt. Davon konnte unter anderem der Stader Syndikus und spätere schwedische Regierungsbeamte Nikolaus von Höpcken 1647/8 profitieren. 1645/48 erhielt die Stadt Stade die übrigen Güter.
Das alte Gebäude des Klosters aus der Zeit vor dem Umzug hinter die Stadmauer wurde 1499 abgebrochen. Die innerstädtischen Gebäude und die Klosterkirche wurden 1712 während der dänischen Belagerung Stades zerstört.

Literatur: Christian Hoffmann, Artikel Stade - Benediktiner, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1370-1376.

Germania Sacra: 891

Bearbeiter: Lennart Steffen