Scharnebeck Zisterzienser

Photo: Carolin Weber, 2016, CC-BY-SA 4.0

Scharnebeck - Zisterzienser

Existenz: 1243 bis 1531
Heutiges Gebiet: Samtgemeinde Scharnebeck, Landkreis Lüneburg
Orden/Art: Zisterzienserabtei
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Verden; bei der Aufhebung 1531: Fürstentum Lüneburg

Gegründet wurde das Kloster 1243 durch den Bischof Lüder von Verden in Steinbeck bei Bispingen. Die ersten Mönche stammten aus dem Kloster Hardehausen (Diöz. Paderborn). 1253 erfolgte die Verlegung nach Scharnebeck, die durch den braunschweigisch-lüneburgischen Herzog Otto das Kind gefördert wurde. Die neue Stätte des Klosters wurde durch das St. Michaeliskloster in Lüneburg zur Verfügung gestellt. Die Förderung durch die Welfen und die Bischöfe von Verden führte zu einem Aufblühen des Klosters. Die Klosterkirche diente als Pfarrkirche für den Ort Scharnebeck.
Zum Wohlstand des Klosters trugen Schenkungen lokaler adeliger Familien bei. Es bestand überdies eine enge Bindung des Klosters zur Stadt Lüneburg, so stieg es später zu einem der größten Anteilseigner der Lüneburger Saline auf. In den sogenannten „Prälatenkrieg“, einen Konflikt der über Salinenbesitz verfügenden Klöster und Stifte mit dem Lüneburger Rat in der Mitte des 15. Jahrhunderts, war daher auch das Kloster involviert. Der Güterbesitz des Klosters lag größtenteils in einem Umkreis von ca. 20 km um Scharnebeck. Eigenwirtschaft wurde auf der Grangie Bennerstedt und einem Hof in Estebrügge betrieben. Das Kloster besaß einen eigenen Fischteich und Fischrechte in dem Fluss Neetze und in der Elbe bei Bleckede. Auch besaß das Kloster mehrere Mühlen.
Über die inneren Verhältnisse sind kaum Quellen erhalten. Die Konventsmitglieder stammten aus dem Fürstentum Lüneburg und angrenzenden Territorien. Es bestanden folgende Ämter: Abt (erstmals genannt 1249), Prior (1286) Subprior oder Succentor (1286), Busar (1364), Kämmerer (1375), Kellermeister oder Pitenziar (1286), Küster (1281), Infirmar (1472), Konversenmeister (1286), Pförtner (1525), Webmeister (1286), Fischmeister (1286), Schuhmeister (1453).
Für 1351 gibt es Hinweise auf Schüler im Kloster, eine fest eingerichtete Schule hat jedoch wohl nicht existiert. 1286 wird ein Armenhospital und 1472 ein  Siechenmeister erwähnt.
1531 wurde in Scharnebeck die Reformation eingeführt. Ob dies freiwillig oder durch zwang geschah ist nicht zu klären, es gibt jedoch keine Belege für Proteste der Mönche. Zu Konflikten mit den Landesherren kam es in diesem Kontext offenbar nicht, jedoch machten sich die Herzöge ab dem 16. Jahrhundert die Wirtschaftskraft des Klosters durch freiwillige und erzwungene Beihilfen in großen Summen zu Nutze. Scharnebeck war Mitglied der Landstände des Herzogtums Lüneburg und bede- und landfolgepflichtig; mehrfach tagte der Landtag im Kloster.
Die Kirche des Klosters wurde 1712 abgerissen. Nur die Außenmauern des Chores blieben erhalten und wurden 1723 Teil des barocken Neubaus. Die meisten Klostergebäude wurden im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert abgerissen. Erhalten ist nur ein Fachwerkspeicher und Teile des ehemaligen Kreuzganges sowie eine Backsteinarkade als Teil eines Gebäudes aus dem 17. Jahrhundert.

Literatur: Dieter Brosius, Artikel Scharnebeck - Zisterzienser, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1340-1346

Germania Sacra: 886

GND: [1704955-6]

Bearbeiter: Lennart Steffen