Rulle - Zisterzienserinnen

Photo: Balkonhuf, 2016, CC-BY-SA 4.0

Rulle - Zisterzienserinnen

Existenz: 1230 bis 1802
Heutiges Gebiet: Gemeinde Wallenhorst, Landkreis Osnabrück
Orden/Art: Zisterzienserinnenabtei
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Osnabrück; weltliche Zugehörigkeit: Hochstift Osnabrück, bei der Aufhebung 1802 Kurfürstentum Hannover

Gegründet wurde das Kloster auf dem Land eines Meierhofs in Haste. Stifter des Klosters war der Ministeriale Giselbert von Haste, in Zusammenwirken mit dem Osnabrücker Bürger Heinrich Swetherinc und dem Ministerialen Gerhardus Saxo. Anfangs waren neben Nonnen auch Mönche im Kloster. Aufgrund von Streitigkeiten mit der Haster Markengemeinde kam es jedoch bereits 1246/47 zu einer Verlegung des Klosters nach Rulle, wo der Ministeriale Konrad von Linge dem Kloster, seinen Lehnsbesitz übertragen hatte. Die Aufsicht über das Kloster wurde im 13. Jahrhundert vom Abt des Klosters Hude ausgeübt. Im 15. und 16. Jahrhundert dann vom Abt von Loccum. Gleichzeitig hatte der Bischof von Osnabrück großen Einfluss und nutzte diesen u.a., um gegen 1500 eine Klosterreform durchzuführen. Um die Einmischung des Bischofs in das Klosterleben zu begrenzen, wurde 1602 der Abt von Marienfeld (Krs. Gütersloh, Nordrhein-Westfalen) zum Visitator ernannt, was bis 1802 so blieb. Zusätzlich wurden weiterhin bischöfliche Visitationen durchgeführt.
Während der Zeit seines Bestehens kamen die Nonnen des Klosters hauptsächlich aus dem lokalen niederen Adel und den städtischen Oberschichten. Es bestanden im Kloster die Ämter der Äbtissin (1240), der Priorin (1391), des Propst (um 1240), des confessarius (um 1500), und der scriptrix (1280, 1519).
Nach der Umsiedlung des Klosters nach Rulle wurde eine planmäßige Erwerbspolitik betrieben, welche zu einem geschlossenen Besitz rings um das Kloster führte. Dazu kam Besitz in der nahen Umgebung und entfernter Streubesitz. Die Erwerbungen beschränkten sich auf das Bistum Osnabrück. Die Holzherrschaft wurde in der Ruller und Wallenhorst-Lechtinger Mark ausgeübt. Der Zehnte wurde dort erhoben, wo das Kloster die Grundherrschaft ausübte. Auch bestand die Herrschaft über mehrere Mühlen. Die Erwerbspolitik war im Spätmittelalter abgeschlossen, der Besitz blieb bis 1802 unverändert. Wallfahrten waren eine zusätzliche Einnahmequelle. Aufgrund eines Blutwunders, welches sich im Jahre 1347 zugetragen haben soll, wurde Rulle zu einem Wallfahrtsort.
Im Jahre 1247 wurde die Pfarrkirche in Rulle inkorporiert. Für das Jahr 1653 lässt sich eine Schule am Kloster nachweisen.
Im Jahre 1553 wurde das Kloster durch Söldner des Herzogs Philipp Magnus von Braunschweig-Wolfenbüttel überfallen. 1802 wurde das Kloster säkularisiert. Die Gebäude des Klosters wurden 1820 abgebrochen. Die Klosterkirche und die Rulle Pfarrkirche St. Ulrich sind, in umgebauter Form, bis heute erhalten. Die Wallfahrtskapelle dient heute einem Verein als Ort für Kulturveranstaltungen.

Literatur: Werner Delbanco, Artikel Rulle - Zisterzienserinnen, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1329-1337.

Germania Sacra: 402

GND: [7674978-2]

FemMoData: 1822

Bearbeiter: Lennart Steffen