Reinhausen - Benediktiner


Photo: Jan Stubenitzky, 2013 CC BY-SA 3.0

Reinhausen - Kollegiatstift, später Benediktiner

Existenz: vor 1086 bis 2. Hälfte 16. Jahrhundert
Heutiges Gebiet: Gemeinde Gleichen, Landkreis Göttingen-Osterode
Orden/Art: Kollegiatstift (11. Jh.); Benediktinerabtei
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Erzdiözese Mainz; weltliche Zugehörigkeit: beim Aussterben des Konvents (2. Hälfte 16. Jh.): Fürstentum Calenberg(-Göttingen)

Das Stift wurde vor 1086 von vier Geschwistern aus der Familien des Grafen von Reinhausen gestiftet. Vorstand des Kollegiatstiftes war ein Probst. 1111 begann die Umwandlung in ein Benediktinerkloster auf Initiative des Grafen Hermann I. von Winzenburg, welcher das Kloster auch mit weiterem Besitz ausstattete. Abgeschlossen wurde der Prozess frühestens im Jahre 1116, als durch den Erzbischof Adalbert I. von Mainz, ein Reinhard aus dem Kloster Helmarshausen zum Abt ordiniert wurde. Es bestanden folgende Klosterämter: Abt (erstmals gennant 1135), Dekan (1264) bzw. Prior (1451), Subprior (1534), Karitatenmeister (1340), magister fabricae, (1385), hospitalis u. infirmarius (1385), Kämmerer (1385) und Schaffer (1490) bzw. Kellerer (1511), Küster (1355), sowie Schulmeister (zu 1267). Pfarrechte besaß das Kloster in Reinhausen und Ischenrode; die Kirchen in Bernesrode und die Kapelle Bettenrode waren inkorporiert. 1191 wurde mit dem Einverständnis des Klosters eine Kapelle in Stockhausen geweiht, das auch das Patronatsrecht in Lenglern ausübte. 1542 wurde die Kirche des Klosters mit der Pfarrkirche in Diemarden verbunden. Eine Schule ist von 1252 bis 1385 bezeugt. Ein Hospital ist dann ab 1385 belegt; ein Leprosorium wurde 1444 eingerichtet. 1460 wurde ein Hospital und Siechhaus am Klostergelände gestiftet. Die Schutzherrschaft über das Kloster wechselte bis 1233 zwischen den Welfen und der Erzdiözese Mainz. Ab dem Jahre 1233 übten die Welfen dauerhaft die Schutzherrschaft aus.
Anfangs verfügte das Kloster über Wirtschaftsgüter in Reinhausen und Vorwerke in Bettenrorde und Niedergandern. Später wurden Vorwerke, Besitz und Zehntrechte in bis zu 45 Orten erlangt. Das Kloster besaß an verschiedenen Orten Mühlen, Fischteiche und Fischereirechte. Auch verfügte es über Zoll- und Münzrechte.
1387 wurde vom Reinhäuser Mönch Heinrich Hufnagel im Reinhäuser Wald eine Einsiedelei bezogen. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts scheint es zu einem Niedergang des Klosterlebens gekommen zu sein, infolgedessen sich das Kloster Reinhausen als eines der ersten der Bursfelder Kongregation anschloss. 1461 und 1477 fanden die Generalkapitel der Kongregation in Reinhausen statt. Das Kloster war an der Wiedereinrichtung des Klosters Steina (1491) beteiligt, führte es jedoch in eine finanziell schwierige Lage. 1534 wurde Abt Reiner von Reinhausen Abt in Bursfelde und Unionspräsident der Kongregation.
Im Jahre 1542 wurde in Reinhausen die evangelische Klosterordnung durchgesetzt und ein landesherrlicher Amtmann in Reinhausen eingesetzt. Peter von Utrecht, der letzte katholische Abt von Reinhausen starb 1575 im Kloster Foswert.
Die Klosterkirche ist bis heute weitestgehend erhalten. Der Westflügel der anderen Klostergebäude ist 1955 abgebrannt, das Gebäude an der Nordseite ist heute durch Umbaumaßnahmen stark verändert. Aus dem 15. Jahrhundert stammen Wand und Deckengemälde im Vorraum und auf der Süd- und Westwand des südlichen Seitenschiffes der Kirche. Auch befinden sich zahlreiche Inschriften im Inneren der Kirche.

Literatur: Hildegard Krösche, Artikel Reinhausen - Kollegiatstift, dann Benediktiner, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1290-1298.

Germania Sacra: 883

GND: [4257452-3]

Bearbeiter: Lennart Steffen