Kloster Rastede - Benediktiner

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Rastede - Benediktinerkloster, zuvor Kollegiatstift

Existenz: Mitte bis Ende 11. Jahrhundert [?] bis 1529
Heutiges Gebiet: Rastede, Landkreis Ammerland
Orden/Art: Kollegiatstift, später Benediktinerkloster.
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Erzdiözese Bremen; Grafschaft Oldenburg

Die frühe Geschichte von Rastede ist aufgrund des Quellenbestandes schwer zu fassen. Vermutlich wurde es von einem „Grafen“ Humo und seiner Frau Willa gestiftet. Vollendet wurde diese Stiftung von ihrem „Sohn“ Friedrich. Sicher ist, dass die Kirche des Stifts 1091 geweiht wurde. Das Kollegiatstift wurde um das Jahr 1100 in ein Benediktinerkloster umgewandelt, was 1124 durch den Papst bestätigt wurde. In Folge kam es zu einem ein Jahrhundert andauernden Streit um das Recht der Abtswahl, ob Rastede dem Erzbischofs unterstehe oder allein von Rom abhängig sei. Der Streit wurde 1227 mit der Anerkennung der Oberherrschaft des Erzbischofs beendet. Rastede hatte für die Oldenburger Grafen bis 1375 die wichtigste sakrale und intellektuelle Bedeutung in der Region; bis ins 15. Jahrhundert wurden die Grafen in der Klosterkirche bestattet. Über das innere Leben in der Frühzeit des Klosters ist wenig bekannt. Belegt sind für Rastede folgende Ämter: Prior (1221), Subprior (1521), Sakristan/Kustos (1241), Schulmeister (1242), Thesaurar, Krankenmeister (1270), Glöckner (1257), Baumeister (um 1444).
Das Kloster kam früh zu großer Bedeutung, bereits Mitte des 12. Jahrhunderts wurde der aus Uppsala vertriebene Bischof Siward Abt des Klosters und schenkte der Klosterbibliothek eine große Büchersammlung. Hier entstand um 1165 das prächtige sog. Liber Vitae und im 14. Jahrhundert die sog. Oldenburger Bildhandschrift des Sachsenspiegels. Von den in Rastede aufbewahrten Reliquien, waren besonders die Reliquien des heiligen Nicasius und eines seiner Gefährten von Bedeutung, dazu ein Marienbild, welches Wunder bewirken sollte. Wallfahrten nach Rastede sind um 1200 nachweisbar.
Patronats- und Eigenkirchen bzw. Kapellen waren: Rade (bei Lüne, Landkreis Lüneburg 1124-1348), Rastede (Ullrichskirche, Landkreis Ammerland, seit 1124), Reinstorf (Landkreis Lüneburg 1124-1348), Thomasburg (Landkreis Lüneburg, seit 1124), Brockeln (Landkreis Rotenburg, 12. Jh.), Buchholz (Landkreis Rotenburg, 12. Jh.), Eckwarden (Landkreis Wesermarsch, 12. Jh.), Intschede (Landkreis Verden, 12 Jh.) Wilstede (Landkreis Rotenburg 12. Jh.), Groß Feldhusen (?) (Annenkapelle, Landkreis Ammerland, Ende 13.Jh), Linebrok (wüst bei Oldenbrok, Landkreis Wesermarsch, Anfang 14. Jh.), Neuenbrok (Landkries Wesermarsch, Anfang 15. Jh.) und Oldenbrok (Landkreis Wesermarsch, Anfang 15. Jh.).
Eine Schule ist ab 1242 belegt; eine Krankenstation ist seit 1253 nachzuweisen. Ab 1388 wurde in der Oldenburger Neustadt ein Armenhaus betrieben.
In der Anfangsphase besaß das Kloster einen großen und weitgestreuten Besitz. Ab dem 13. Jahrhundert wurde dieser verstärkt konzentriert und arrondiert. Der weit entfernte Besitz ging entweder verloren oder wurde veräußert. In der nahen Umgebung konnte das Kloster jedoch seinen Besitz vermehren. Die Nutzung der Güter erfolgte entweder in Eigenwirtschaft oder durch Verpachtung und reine Zehntherrschaft. Daneben verfügte das Kloster noch über eine Ziegelei, Mühlen und Fischereirechte. Es bestanden jedoch wirtschaftliche Probleme, die sich im 14. Jahrhundert verschärften und erst am Ende des Jahrhunderts beherrscht werden konnten; die Schuldenlast wurde so stark, dass sogar Reliquien zweitweise verpfändet wurden. 1471 kam es zu Reformbemühungen im Kloster, weil unter anderem die Lebensweise der Benediktiner, welche sich Konkubinen im Kloster beherbergten, nicht mehr mit ihrem Gelübde in Einklang zu bringen war. Ergebnis war die Eingliederung in die Bursfelder Kongregation im Jahre 1483.
Das Kloster wurde im Jahre 1529 durch den Grafen Christoph von Oldenburg säkularisiert. Heute sind nur noch der Keller des Abtshauses und einige romanische Säulen im Rasteder Schlosspark erhalten. Die Kirche wurde 1757 abgerissen.

Literatur: Uwe Ohainski, Artikel Rastede - Kollegiatstift, später Benediktinerkloster, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1279-1287

Germania Sacra: 882

GND: [4370515-7]

Bearbeiter: Lennart Steffen