Pöhlde-Prämonstratenser, vorh. Benediktiner, davor Kollegiatstift

Photo: Im Vordergrund der Grundriss des ehemaligen Kreuzgangs, AxelHH, 2006, gemeinfrei.

Pöhlde - Kollegiatstift, Benediktinerkloster, Prämonstratenserstift

Existenz: Mitte 10. Jahrhundert bis 1533
Heutiges Gebiet: Stadt Herzberg, Landkreis Osterode
Orden/Art: Säkularkanoniker, später Benediktiner, dann Prämonstratenser
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Erzdiözese Mainz, Herzogtum Braunschweig/Fürstentum Grubenhagen

Das Kollegiatstift wurde Mitte des 10. Jahrhunderts in der Pfalz Pöhlde von Königin Mathilde und ihrem Sohn Otto I. eingerichtet. 974 wurde es von Kaiser Otto II. an das Bistum Merseburg übertragen.
981 kam es zum Erzbistum Magdeburg und wurde in ein Benediktinerkloster umgewandelt. Dem Kloster stand ab 1002 ein Abt vor, ab 1108 ein Probst. In der Pöhlder Klosterkirche wurden 1001, 1006, 1029 und 1057 Reichssynoden und Hoftage durchgeführt. 1047 wurde hier der Papst Damasus II. ins Amt eingeführt. Der Aufenthalt von König Heinrich IV. 1059 war der letzte eines Königs, danach scheint ein Bedeutungsverlust für Kloster und Pfalz eingesetzt zu haben.
Das Kloster Pöhlde, verfügte erst über den dritten Teil des königlichen Hofes Palithi. Dazu später Felder, Wiesen und Wälder in der Umgebung; dazu die lokale Mühle und Fischerei- und Jagdrechte. Frühen Besitz hatte das Kloster in 27 Orten in der Umgebung, aber auch in Westfalen, Friesland und Thüringen. Ab dem Spätmittelalter wurde der Besitz im Eichsfeld und dem Fürstentum Grubenhagen konzentriert. Nachzuweisen sind nun Grundbesitz, Zehntrechte und weitere Einkünfte in mehr als 50 Orten. Aus diesem Grund war Pöhlde eine der wohlhabendsten geistlichen Einrichtungen Südniedersachsens.
1129/30 wurde das Benediktinerkloster durch den Magdeburger Erzbischof Norbert von Gennep in ein Prämonstratenserstift umgewandelt. Dem Stift stand ab 1139 ein Propst vor. Ab 1224 ist ein Prior belegt. Im Jahre 1223 wurden Stift und Kirche durch ein Feuer zerstört, der Neubau wurde 1290 abgeschlossen. 1308 ist eine Heilig-Blut-Reliquie belegt, ab 1325 eine Reliquie des heiligen Sebastian. Seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts gab es vermehrt Bemühungen Pöhlde zu einem Wallfahrtszentrum auszubauen, jedoch sind keine Wallfahrten belegt. Ab 1313 bestand eine Krankenstation im Kloster. Eine Tochtergründung von Pöhlde war Ilfeld (um 1189/1190). Auch besaß Pöhlde das Patronatsrecht über die Barbarakapelle in Pöhlde (1338), die Kapelle in Werxhausen (ab 1266; Inkorporation 1301) sowie die Pfarreien Grone (bis 952); St. Albani vor Göttingen (bis 1254); Westerrode (Inkorporation 1301), Wollershausen (1387) und Monkerode (1517). Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts sind in Pöhlde Reformbestrebungen nachweisbar. Im Verlauf des Bauernkriegs wurde das Stift 1525 geplündert und zerstört.
1533 wurde die Reformation von Herzog Philipp von Braunschweig-Grubenhagen eingeführt und der Stiftsbesitz eingezogen. Der verbliebene Konvent floh nach Duderstadt, mit dem Tod des letzten Probstes Georg Peinemann 1575 endete auch seine Existenz. Erhalten ist das Kirchenschiff der Stiftskirche in seit 1650 reduzierter Form, ein Teil des Chores mit einem frühgotischen Spitzbogenfenster. Südlich der Kirche sind die Fundamente des Kreuzganges im Boden markiert. Von kunstgeschichtlicher Bedeutung sind zwölf geschnitzte Reliefs aus dem 13. Jahrhundert auf der Rückwand und Reliefs auf den Seitenwangen des Chorgestühls mit der Inschrift REX HENRICVS.

Literatur: Waldemar Könighaus, Artikel Pöhlde - Kollegiatstift, später Benediktiner, dann Prämonstratenser, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1254-1262.

Germania Sacra: 809

Bearbeiter: Lennart Steffen