Braunschweig - Ägidienkloster Benediktiner

Photo: Chris06, 2015, CC-BY-SA 4.0

Braunschweig - Benediktiner St. Ägidien

Existenz: 1115 bis 1539/42
Heutiges Gebiet: Stadt Braunschweig
Orden/Art: Benediktinerabtei
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Hildesheim (bis 1528); bei Auflösung Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel

Das Kloster wurde 1115 von Markgräfin Gertrud von Meißen gestiftet, die großflächigen Besitz beigab. Das Kloster verfügte über zahlreiche Schenkungen, Rechts- und Grundbesitz, Meierhöfe und zwei Mühlen. Während der Belagerung Braunschweigs durch Philipp von Schwaben im Jahr 1200 wurde St. Aegidien geplündert, 1278 zerstörte ein Stadtbrand Kirche und Kloster. Die Aufbauarbeiten wurden kurz nach 1300 beendet. Seit Beginn des 15. Jahrhunderts setzte unter dem Abt Ludolf von Velstede eine Phase der baulichen und geistigen Intensität ein. Der Konvent bestand fast ausschließlich aus Söhnen des Braunschweiger Bürgertums und Patriziats. Zahlreiche Mitglieder des Klosters studierten bevorzugt in Erfurt, Leipzig und Wittenberg Theologie und Recht. Der Konvent wurde stark von der Pestepidemie 1473 getroffen, von der er sich zahlenmäßig nie wieder erholt hat.
Die Umbettung der St. Auctor-Reliquie in einen silbernen Schrein durch Abt Berthold II. Meier 1457 trug zu einer Vergrößerung der Pilgerzahlen bei. In diesem Kontext steht auch ein vierzigtägiger Ablass für die Teilnehmer des Auctorfestes durch den Hildesheimer Bischof Ernst II. Die Spenden des Festes sollten den verfallenden Klostergebäuden zugute kommen. Neben der St. Auctor-Reliquie sind auch Reliquien des Heiligen Aegidius und eine Heilig Blut-Reliquie belegt, zu der von 1238 bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts ebenfalls Wallfahrten belegt sind.
Ein Tochterkloster St. Johannis wurde 1173 von Abt Heinrich II. am Dom zu Lübeck gegründet und 1245 nach Cismar in Holstein verlegt. Verbrüderungen sind 1278 mit Corvey und St. Aegidien in Münster, 1279 mit St. Clemens in Iburg, 1299 mit dem Zisterzienserkloster Riddagshausen und dem Generalkapitel von Citeaux, 1235 mit St. Blasien in Northeim, dem Kloster Hilwartshausen und den hildesheimischen Prälaten und Stiftern belegt. Das Kloster hatte Pfarrrechte in St. Magni, St. Nicolai, sowie in Kirchen in Volkmarode. Patronatsrechte bestanden in der Hospitalkapelle St. Leonhard vor Braunschweig und Kirchen in Mönchevahlberg, Rautheim, Volkmarode und Ampleben. Eine Schule wurde erstmals 1274 bezeugt, ein Hospital wird 1308 erwähnt.
St. Aegidien war schließlich ein zentraler Ausgangspunkt der Reformation in Braunschweig, mit Unterstützung des Abtes Dietrich Koch studierte der Konventuale Gottschalk Kruse in Erfurt und Wittenberg und hielt 1521 in St. Aegidien reformatorische Predigten in der Volkssprache. Nach der Einführung der Reformation in der Stadt schloss sich auch das Kloster der neuen Lehre an, ging aber in der Folgezeit auseinander. Der Braunschweiger Rat übernahm das Kloster und 1542 auch alle Güter, Rechte und Einkünfte. Der Versuch des Herzogs Julius einen lutherischen Konvent zu erreichten scheiterte und er überließ den größten Teil der Besitzungen außerhalb der Stadt seiner gegründeten Universität Helmstedt. Die Aegidienkirche dient heute als katholische Pfarrkirche. Überlieferte Inschriften in DI 35 und DI 56.

Literatur: Alexander Dylong, Artikel Braunschweig - Benediktiner St. Ägidien, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 131-138.

Germania Sacra: 141

GND: [16129709-2]

Bearbeiterin: Julia Bartels