Mariengarten - Zisterzienserinnen

Abbildung:  Photo: Klosterkammer, Dr. Jens Reiche

Mariengarten - Zisterzienserinnen, später ev. Damenstift

Existenz: 1245 bis nach 1631
Heutiges Gebiet: Gemeinde Rosdorf, Landkreis Göttingen
Orden/Art:; Zisterzienserinnenabtei, Damenstift
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Erzdiözese Mainz; Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel

1245 durch das Eichsfelder Zisterzienserinnenkloster Beuren gegründet, entstand es vermutlich im Interesse des Erzbischofs von Mainz bezüglich territorialer Einflussnahme im Weser-Leine-Raum. Ende des 13. Jahrhunderts bestanden noch enge Verbindungen zu den Klöstern Anrode und Reinhausen. Die Marienverehrung war am Ort seit jeher von Bedeutung. Es existierte eine Heilig-Blut-Reliquie, zu der wohl jährlich eine große Wallfahrt in Verbindung mit einem Jahrmarkt statt. Im Kloster wurden offenbar regelmäßig Arme und Kranke versorgt. Im 15. Jahrhundert bestand der Konvent aus zehn Nonnen. Es gibt auch Hinweise auf männliche Konversen und einzelne Präbendare. Die Konventualinnen entstammten zunächst dem benachbarten Landadel, ab der Mitte des 14. Jahrhunderts waren es zunehmend nicht-adlige Nonnen. Die Äbtissinen waren in der Regel Adlige (mit Richenza von Braunschweig und Lüneburg sogar einmal eine welfische Prinzessin), erst ab 1489 sind bürgerliche Äbtissinnen belegt. Neben der Äbtissin sind als Klosterämter Propst, Priorin und Subpriorin überliefert. In Folge der monastischen Reformbewegung Ende des 15. Jahrhunderts wurde unter der Äbtissin Margarethe von Minnigerode 1508 eine Verbrüderung mit dem Kloster Bursfelde geschlossen.
Patronatsrechte besaß das Kloster in Dramfeld, Elkershausen, Deiderode (dort war es selbst Inhaberin der Pfarrei) sowie in Atzenhausen, Hungershausen und Dransfeld (dort hatte es das Präsentationsrecht des Pfarrers).
Neben Gründungsbesitz in den späteren Wüstungen Bislacht und Welderekeshusen (wohl das heutige Mariengarten) sowie in Dramfeld und dem Zehnten in Welderekeshusen konzentrierte sich der Besitzstand auf den Raum südlich des Gründungsdorfs und auf ein Gebiet im Kaufunger Wald westlich von Witzenhausen. Zehntrechte besaß das Kloster außerdem in Snedelborn und Wetenborn. Um 1325 sind in ca. 25 Dörfern Rechte Mariengartens an Hufenland und in ca. 20 Dörfern Zehntrechte des Klosters belegt. Ein Gürtel aus wüsten Dörfern war im selbstbewirtschafteten Klostergut zusammengefasst. Seit 1314 ist ein Wirtschaftshof belegt. Zudem besaß es zeitweilig Rechte an Mühlen in Barlissen, Dramfeld, Unterrieden und Witzenhausen. Um 1370 begann ein wirtschaftlicher Niedergang, von dem man sich erst um 1480 erholte.
1542 wurde bei einer lutherischen Visitation der Propst durch einen landesherrlichen Amtmann ersetzt, der Konvent blieb jedoch katholisch. Die Zahl der Mitglieder ging in der Folge stark zurück, bis 1584 möglicherweise nur noch eine Insassin übrig blieb. Nachdem das Land an das Haus Braunschweig-Wolfenbüttel gefallen war, bestand Mariengarten als evangelisches Damenstift unter der Wolfenbüttler Klosterordnung von 1569 weiter. Nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster aufgelöst und der Betrieb als landesherrliche Domäne weitergeführt.
Die Klosterkirche aus dem späten 13. Jahrhundert sowie ein weiteres Klostergebäude aus der Zeit um 1500 sind erhalten. Zu Inschriften: DI 66 Nr. 16, 132, 172, 176.

Literatur: Manfred von Boetticher, Artikel Mariengarten - Zisterzienserinnen, später ev. Damenstift, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 997-1003.

Germania Sacra: 3594

GND: [4195562-6]

FemMoData: 1331

Bearbeiter: Aaron Schwarz