Lüneburg - Franziskanerkloster St. Marien

Photo: Rainer Knäpper, 2010, Free Art License

Lüneburg - Franziskaner St. Marien

Existenz: ca. 1235? bis 1530/55
Heutiges Gebiet: Stadt Lüneburg
Orden/Art: Franziskanerkloster
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Verden; Fürstentum Lüneburg

Angeblich 1235 vor den Toren der Stadt von Otto dem Kind gestiftet, lag das Kloster spätestens 1282 neben dem Rathaus am Neuen Markt. Es gehörte als Teil der Sächsischen Franziskanerprovinz Saxonia zur Kustodie Bremen. Besonders im 14. Jahrhundert kam es wiederholt zu Streit mit dem ansässigen Pfarrer von St. Johannis wegen des unabhängigen Predigt-und Begräbnisrechtes des Klosters. Zudem konnten auch während Zeiten des Interdikts Messen gelesen werden. Der Konvent, von dem sich in den Jahrhunderten seines Bestehens insgesamt 93 Brüder ermitteln lassen, bestand sowohl aus Brüdern, die der Umgebung entstammten als auch versetzten Brüdern. Sie kamen u.a. aus Rats- und Patrizierfamilien. Der Konvent wurde von einem Guardian geleitet. 1481 nahmen die Lüneburger Franziskaner die sog. Martinianische Reform an, aber bereits 1491 nach längerem Rechtsstreit der Ausrichtung der Observanz übertragen. Die bisherigen Konventualen wurden nach Winsen/Luhe verbracht. Termineien bestanden in Winsen/Luhe (1348), Uelzen (1358, 1490) und wahrscheinlich in Bardowick. Der Konvent beherbergte das sog. Partikularstudium der Bremer Kustodie. Seit Anfang des 14. Jahrhunderts ist ein Hausstudium belegt. Ende des 15. Jahrhunderts wird ein Siechenhaus (sekenhuse) beim Kloster erwähnt.
1530 wurden die Observanten im Zuge der Reformation der Stadt verwiesen, die letzten 1555. Der Remter von etwa 1310 ist erhalten und wird heute als Ratsbibliothek genutzt, die um 1580 erneuerte Kirche St. Marien wurde 1818 abgerissen.

Literatur: Christian Loefke, Artikel Lüneburg - Franziskaner, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 960-963.

Germania Sacra: 844

GND: 4414138-5

Bearbeiter: Aaron Schwarz