Kloster Loccum, Ev. Akademie

Photo: Misburg3014, 2015, CC BY-SA 3.0

Loccum - Zisterzienser, später ev. Männerkloster

Existenz: 1163 bis zur Gegenwart
Heutiges Gebiet: Stadt Rehburg-Loccum, Landkreis Nienburg/Weser
Orden/Art: Zisterzienserabtei, später evangelisch-lutherisches Kloster
Diözese Minden/heute Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, Bistum Hildesheim; Kurfürstentum Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Hannover/Königreich Westphalen/Land Niedersachsen

1163 wurde das Kloster auf Grundlage einer Schenkung des Grafen Wilbrand von Hallermund und seiner Familie an einem politisch nicht unbedeutenden, daher auch von Spannungen geprägten Ort gegründet. 1183 wurde es vom Papst dem Zisterzienserorden unterstellt. Mutterkloster war Volkenroda in Thüringen. 1186 wurde bereits mit Reinfeld bei Lübeck ein Tochterkloster gegründet. Seit dem 13. Jahrhundert ist ein Siechenhaus belegt.
Das Kloster übte das Patronatsrecht über die Kirchen in Oedelum, Wiedensahl, Gestorf, Lüdersen, Badeke, Lahde und Valdorf aus. Der umfangreiche Reliquienschatz umfasste Christus-Reliquien (wie Kreuzpartikel, Teile des ungenähten Leibrocks), Reliquien anderer Apostel und Märtyrer, des Patrons Georg bis hin zu weiblichen Heiligen (Agnes, Ursula u.a.) sowie des Bonifatius und Bernhard von Clairvaux.
Neben dem Kerngebiet um die Abtei selbst zwischen Weser und Leine das Gebiet am Deister und in der Leineebene besaß das Kloster seinen bedeutendsten Besitz in Oedelum nordöstlich von Hildesheim. Im 13. Jahrhundert war das Kloster wirtschaftlich und finanziell sehr stark. Besitz wurde im Wesertal westlich des Klosters zwischen Lahde und Leese konzentriert sowie Besitzungen nördlich des Schaumburger Einflussgebietes bis zur Leine erworben. Besitzausbau erfolgte u.a. in Hamelspringe. Der Einzugsbereich reichte schließlich südlich bis zu Weser. Noch heute besitzt das Kloster Land und Wald in Loccum, Kolenfeld und im Raum Hameln/Springe. Neben dem Loccumer Klosterhof verfügte es über Grangien in Lahde, Oedelum, Ruggenloge, Kolenfeld und Hamelspringe. Es besaß zahlreiche Mühlen, u.a. auf dem Klostergelände sowie in Seelze, Lahde, bei Kolenfeld und in Ohndorf. Fischereireichte hatte der Konvent im Gehlbach und Meerbach. Er erhielt die Rodungszehnten aus der Umgebung. Bedeutende Stadthöfe besaß er zudem in Hannover und Minden.
Ab 1306 versuchte die Abtei im eigenen Interessengebiet ein Tochterkloster in Hamelspringe aufzubauen, was aufgrund sinkender Wirtschaftskraft nach 1318 nicht realisiert werden konnte. Die beabsichtigte Gründung wurde fortan als Grangie betrieben. Ab 1330 war das Kloster von einer Agrarkrise betroffen. Nach einer grundlegenden Visitation 1422 scheint das Kloster in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wieder einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt zu haben. 1482 kam es zu einem kurzfristigen Rückschlag durch einen Klosterbrand.
Ab dem 16. Jahrhundert versuchte das benachbarte welfische Fürstenhaus seinen Einfluss auf die Abtei zu erhöhen. Die Hildesheimer Stiftsfehde traf sie schwer. Obwohl Kaiser Karl V. die Reichsunmittelbarkeit des Klosters 1530 bestätigte, war seine Selbstständigkeit im Schwinden. 1585 wurde es durch Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel dem Fürstentum Calenberg einverleibt.
Die Reformation der Abtei wird um 1592/93 durchgeführt und die evangelische Konfession 1613 vom Landesherren zwingend festgeschrieben. Mit der Refomation übernahm das Kloster den Gottesdienst im Stiftsbezirk Loccum, Münchehagen, Wiedensahl und Winzlar. Es war außerdem für die Patronatspfarreien Bakede mit Hamelspringe, Dransfeld, Gestorf, Lahde, Lüdersen und Oedelum zuständig. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Abtei nach 1629 für wenige Jahre wieder katholisch. Seit dem 17. Jahrhundert bestand der Konvent unter der Leitung eines Abts und eines Priors durchschnittlich nur noch aus vier bis acht Konventualen, die sowohl dem Bürgertum als auch dem Adel entstammten. Im 19. Jahrhundert war der Prior zugleich Superintendent der zum Kloster gehörigen Kirchengemeinden.
Ende des 18. Jahrhunderts wurde aus einem Hospiz ein Predigerseminar eingerichtet. Das Kloster hatte überdies die Aufsicht über die Schulen in den Stiftsdörfern (Loccum, Münchehagen, Wiedensahl, Winzlar). 1864 wurde das Kloster Mitglied der Landessynode und 1927 der Hannoverschen Landeskirche eingegliedert. 1929 wurde der Klosterbezirk mit dem Ort Loccum vereinigt. Nach 1945 erhielt es seine Bedeutung als überregionale Bildungseinrichtung; 1947 wurde ein Pastorenkolleg eingerichtet, 1952 die Evangelische Corvinus-Akademie nach Loccum verlegt.
Die Klostergebäude sowie die romanische Klosterkirche existieren mit einigen Veränderungen fast vollständig bis heute. Zwei historische Glocken von 1468 und 1621 haben sich erhalten.

Literatur: Gerd Steinwascher, Artikel Loccum - Zisterzienser, später ev. Männerkloster, heute Körperschaft des öffentlichen Rechts und selbständige geistliche Körperschaft innerhalb der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 924-933.

Germania Sacra: 713

GND: [2086861-3]

Bearbeiter: Aaron Schwarz