Lage - Johanniter

Photo: Sail over, 2010, CC BY-SA 3.0

Lage - Johanniter

Existenz: 1245 bis 1810
Heutiges Gebiet: Gemeinde Rieste, Samtgemeinde Bersenbrück, Landkreis Osnabrück
Orden/Art: Johanniterkommende
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Osnabrück; Fürstbistum Osnabrück/ Königreich Westphalen

1245 stiftete Graf Otto von Tecklenburg seinen Hof zu Lage dem hl. Johannes, seit 1260 ist die Präsenz der Johanniter belegt. Die Stiftung entwickelte sich zu einer der wichtigsten Niederlassungen des Ordens in Nordwestdeutschland. 1262 zählte die Kommende zwölf confratres. 1341 war sie auf 45 gewachsen. Ihnen stand ein Komtur vor. Die Komture kamen seit dem 16. Jahrhundert aus dem hessischen, rheinischen und südwestdeutschen Adel. Weitere Ämter waren Rittmeister, Prior und Senior.
Die Besitzungen lagen in den umliegenden Kirchspielen Bramsche, Neuenkirchen i.O., Damme und Ankum. Dazu gehörten ein Wirtschaftshof in Lage, Heuerhäuser wie das Sunderhaus für Forstarbeiten und Jagdaufgaben im Waldgebiet Sundern sowie ein Hof in Osnabrück. Die Kommende besaß überdies den Holdorfer Zehnten im Kirchspiel Damme und eine Mühle in Rieste.
Im 14. Jahrhundert setzte die bis heute existierende Wallfahrt „Zum heiligen Kreuz von Lage“ ein. Hauptwallfahrtstage waren bis ins 20. Jahrhundert der 24. Juni (Geb. Johannes d. Täufers) und der 14. September (Fest Kreuzerhöhung). Das „Lager Kreuz“ enthält Reliquien 25 Reliquien vom Kreuz Christi, vom Kalvarienberg, vom Berge Sinai, vom Grabe Christi, vom weißen Gewand des Herrn, von der Krippe des Herrn, der Apostel Andreas und Bartholomäus, der Märtyrer Georg, Petronilla, Regina, Barbara, Sebastian, Margaretha, des Erzbischofs Thomas Becket von Canterbury und der Cordula. Daneben befinden sich im Hochaltar Reliquien von Crispin und Crispinian, Secundus, Vitalis und Margaretha.
1384 wurde die Kommende wegen der Weigerung, dem Osnabrücker Bischof Dietrich von Horne Abgaben zu leisten überfallen und verwüstet, wovon sie sich nur langsam erholte; erst 1426 wurde die Kirche neu geweiht. Im Dreißigjährigen Krieg war Lage zeitweilig von schwedischen Truppen besetzt, so dass 1648 die Gebäude neu errichtet werden mussten. Allerdings residierte 1647 nur noch der Komtur im Ordenshaus. Nach 1648 nahm die Kirche der Kommende faktisch die Funktion einer Pfarrkirche für die Katholiken von Rieste wahr. 1688 stiftete der Komtur eine katholische Volksschule in Rieste. Die Kommende blieb bis zu Auflösung 1810 als katholische Einrichtung bestehen. Seit 2000 befindet sich hier ein Dominikanerinnenkloster.
Heute sind von den Gebäuden der Kommende der westliche Torhausflügel mit einer Brücke über die Hase, der östliche Wirtschaftsflügel und der Südflügel mit den Festsälen erhalten. Die einschiffige gotische Bruchsteinkirche existiert heute ebenfalls noch, dort ist  das Gemälde „Der kreuztragende Christus“ an der Nordwand des Chorraums von ca. 1450 kunsthistorisch bedeutend.

Literatur: Heinrich Bernhard Kreienhorst, Artikel Lage - Johanniter, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 895-901.

Germania Sacra: 712

GND: [4514442-4]

Bearbeiter: Aaron Schwarz