Kemnade - Kanonissen, Benediktinerinnen

Photo: Chris06, 2008, gemeinfrei

Kemnade - Kanonissen, später Benediktiner, dann Benediktinerinnen

Existenz: zwischen 959 und 965 bis 1593
Heutiges Gebiet: Gemeinde Bodenwerder, Landkreis Holzminden
Orden/Art: Kanonissenstift; Benediktinerpropstei; Benediktinerinnen
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Minden; Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel

Die Klosterkirche des zwischen 959 und 965 von Frederuna und Imma, Töchter des billungischen Grafen Wichmann I. (des Älteren) gestifteten Kanonissenstifts konnte 1046 geweiht werden. Als 1147 das Kloster an das Kloster Corvey übertragen wurde, wurden die Kanonissen durch Benediktiner ersetzt. Sie sind bis 1168 belegt, danach scheint eine „Propstei ohne Konvent“ bestanden zu haben, bevor 1194 Benediktinerinnen aus dem Kloster Gehrden bei Warburg einzogen. Der Konvent wurde während seiner unterschiedlichen Besetzung erst von einer Äbtissin (Kanonissen), dann von einem Probst (Benediktiner), schließlich von einer Priorin bzw. Domina (Benediktinerinnen) geleitet. Die Priorinnen und Pröbste rekrutierten sich des Öfteren aus dem umliegenden Adel.
Das Kloster hatte das Patronatsrecht an der örtlichen Pfarrkirche St. Dionysius und nahm dort durch den Probst das Pfarrrecht wahr. 1245 kam die St. Nikolaus-Kapelle in Bodenwerder (1245) und später die St. Gertrudskapelle in die Obhut des Klosters.
Im 13. Jahrhundert wirkte sich die enge Beziehung zu den Herren von Homburg positiv auf die Entwicklung des Klosters aus, ab dieser Zeit konnte es beständig seinen Besitz erweitern. Neben dem reichlichen Gründungsbesitz, zu dem Ortschaften und Landstriche in der Diözese Minden (Tilithigau), Paderborn (Augau) und Hildesheim sowie nördlich der Aller in den Diözesen Verden und Bremen gehörten, lag spätestens seit dem 14. Jahrhundert das räumliche Zentrum und Einflussgebiet Kemnades im Gebiet rechts und links der Weser zwischen Forst (nördlich von Holzminden) und Tündern (südlich von Hameln). Besonders ertragreich war das unmittelbar um Kemnade gelegene Gebiet. Hinzu kam Streubesitz in den Fürstentümern Wolfenbüttel und Calenberg, außerdem gab es im 14./15. Jahrhundert Klosterhöfe in Heyen und Hagen. Die wichtigsten Höfe lagen in Kemnade, Rene Heyen, Forst und in Wichmannsburg (bei Lüneburg). Den Zehnten erhielt das Kloster aus Kemnade, der späteren Wüstung Berbom bei Bodenwerder, Heyen, Grave und der Wüstung Vesper bei Lügde in der Diözese Paderborn.
In das 13. Jahrhundert fallen auch verstärkt Gebetsverbrüderungen u.a. mit dem Stift Fischbeck und dem Zisterzienserkloster Walkenried. Ab 1409 nahm der Einfluss der Grafen von Pyrmont auf das Kloster zu. Nachdem der Konvent ab der Mitte des 15. Jahrhunderts in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, trat er 1504 der Bursfelder Reformkongregation bei.
1542 konnte es zunächst einer protestantischen Visitation entgehen, musste jedoch 1544 viele Klosterbesitzungen verkaufen. 1579 verkündete Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel die lutherische Reform des Klosters, 1584 wurde der nun lutherische Konvent aufgelöst. 1593 kam das Kloster wieder unter die Verwaltung Corveys, das jedoch keine weitere Klostergemeinschaft dort ansiedelte.
Die Klosterkirche ist heute als romanische Pfeilerbasilika mit einigen Ergänzungen späterer Jahrhunderte erhalten. Daneben existiert noch ein Wirtschaftsgebäude des ehemaligen Konvents.

Literatur: Stefanie Mamsch, Artikel Kemnade - Kanonissen, später Benediktiner, dann Benediktinerinnen, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 875-881

Germania Sacra: 3525

FemMoData: 1006

Bearbeiter: Aaron Schwarz