Hildesheim Kartäuser

Abbildung: Ausschnitt aus Heinrich Bünting, Braunschweigische und Lüneburgische Chronica, 1620, Zustand 1584

Hildesheim - Kartäuser

Existenz: 1387/88-1777
Heutiges Gebiet: Stadt Hildesheim
Orden/Art: Kartäuserpriorat
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Hildesheim; Hochstift Hildesheim

Mit Teilen von Lösegeld aus der Schlacht bei Dinklar 1367 gründete Bischof Gerhard vom Berge die Kartause vor dem Dammtor in Hildesheim. 1387 kamen die ersten Kartäusermönche aus Erfurt, ein Jahr später wurde die Stiftung verbrieft. Die Hildesheimer Kartause entwickelte sich zu einer bestimmenden Kraft in der Ordensprovinz, deren Prioren im 15. Jahrhundert häufig als Visitatoren oder Konvisitatoren wirkten. Die Brüder entstammten vorwiegend der katholischen Umgebung sowie Westphalen, im 16. Jahrhundert auch dem Rheinland. Neben dem Prior ist seit der Zeit der Gründung auch ein Rektor belegt.
Das Stift war an der Gründung der Kartausen Ahrensbök bei Lübeck (1397/98) und Rostock (1397/98) beteiligt. Dem Kloster gehörten die Kapellen in Rode (heute Röderhof bei Marienburg) sowie die Kirche in Barienrode, wo es jeweils das Patronatsrecht besaß. Außerdem hatte das Stift das Patronatsrecht für die Kirchen Harriehausen, Ildehausen und Kirchberg.
Die Kartause besaß Grundbesitz in ca. 50 Ortschaften. Außerdem hatte sie von 1428-1612 das Fischereirecht innerhalb Hildesheims zwischen Bischofs- und Godehardimühle.
In Reformation und Dreißigjährigem Krieg litt die Kartause schwer. 1546 erfolgte der Abbruch der Klosteranlage, 1553 ihr Wiederaufbau. 1632 wurde die Kartause vollkommen zerstört und 1659 in die Stadt verlegt, wo die Mönche 1663 einzogen. 1663 bestand der Konvent aus einem Prior, vier Konventualen und zwei Laienbrüdern. Am 16. August 1777 wurde die Kartause aufgehoben. Bei der Auflösung lebten zwölf Hausprofessen und drei Donaten im Kloster.
Von der Klosteranlage sind lediglich die Kapelle und die Klosterpforte erhalten, die heute ins St. Bernwardkrankenhaus integriert sind. In der Kirche, die nach dem Dreißigjährigen Krieg errichtet wurde, befand sich ein Gemälde Peter Paul Rubens („Geburt Christi“). Zu Inschriften vgl. DI 58.

Literatur: Hans-Georg Aschoff, Artikel Hildesheim-Kartäuser, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 765-768.

Germania Sacra: 108

Bearbeiter: Aaron Schwarz