Göttingen - Deutscher Orden

Göttingen - Deutscher Orden

Existenz: 1242 bis 1810
Heutiges Gebiet: Stadt Göttingen, Landkreis Göttingen
Orden/Art: Kommende des Deutschen Ordens
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Erzdiözese Mainz (bis 1529); bei der Aufhebung 1810: Königreich Westphalen.

1242 schenkte Markgraf Heinrich von Meißen dem Deutschen Orden die Kirche und umfangreichen Besitz in Bilshausen, die der Edelherr Otto von Plesse zugunsten des Ordens aufgelassen hatte. 1266 tritt der erste Komtur auf. 1318 schenkte Herzog Otto der Milde von Braunschweig dem Deutschen Orden einen Teil der Göttinger Neustadt und die Kommende verlegte ihren Sitz nach Göttingen. Auf dem Hof durften zwei bis drei geistliche und zwei weltliche Ordensbrüder leben.
Die Kommende besaß Patronatsrechte in Bilshausen (1242-1321), der Klosterkirche St. Marien in Göttingen (mit Baubeginn 1318), der Kapelle Burggrone (1323), der Pfarrkirche Burggrone (1332) und zeitweilig von St. Albani in Göttingen (1359- vor 1453). Bis 1453 war die Kommende für die Seelsorge an St. Bartholomäus zuständig.
Die Kommende besaß vor allem in den nahen Dörfern Rosdorf, Weende und Grone Güter sowie zeitweilig auch Land in der Göttinger Feldmark. Eine begrenzte Zahl von Vieh durfte dort geweidet werden. In Göttingen befand sich ein zentraler Wirtschaftshof. 1634 wird ein Brauhaus im Hof genannt.
Seit der Reformation zogen Rat und Landesherr die Kommende zu Steuern und Abgaben heran, stellten ihren Bestand jedoch nicht in Frage. 1731 trat die Kommende der calenbergischen Ritterschaft bei, um ihre Position innerhalb des Kurfürstentums zu stärken. 1810 ließ die Regierung des Königreichs Westphalen sie jedoch endgültig auflösen und die Gebäude versteigern, heute im Eigentum der ev. luth. Kirche. Die Marienkirche und die Kommendengebäude sind erhalten.
An bedeutenden Kunstgegenstände sind in St. Marien erhalten: Altarfragmente des 1524 vollendeten Hochaltars (Bartold Kastrop), an der südlichen Außenwand eine Sonnenuhr. Erhalten ist ferner eine Glocke mit der Umschrift: IN DIE S ODELRITCI (4 Juli) 1359. Eine zweite Glocke stammt von 1464.
Weitere Inschriften DI 19: Nr. 16, Nr. 24, Nr. 26, Nr. 32, Nr. 46, Nr. 67, Nr. 87, Nr. 114, Nr. 131, 132 u. 135, Nr. 152.

Literatur: Betty Arndt, Artikel Göttingen - Deutscher Orden, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 464-468.

Germania Sacra: 388

Bearbeiterin: Leonie Bunnenberg