Gandersheim-Barfüßer

Gandersheim - Franziskaner-Observanten

Existenz: 1501 bis 1569
Heutiges Gebiet: Stadt Bad Gandersheim, Landkreis Northeim
Orden/Art: Franziskaner-Observantenkloster
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Hildesheim; Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel.

1500 erbat der Herzog Heinrich d. Ä. vom Papst die Genehmigung, ein neues Kloster für einen Guardian und zwanzig Brüder der Franziskaner-Observanten innerhalb der Stadt Gandersheim errichten zu dürfen. Am 15. Mai 1501 übereignete der Herzog dem Orden ein Grundstück. Noch am selben Tag zogen Franziskaner aus thüringisch-sächsischen Observantenkonventen in Gandersheim ein. Zu den Klosterämtern zählten neben dem Guardian (erstmals genannt 1536) der Vizeguardian (1554) und ein Tertian (1554). Das Kloster diente als Hofkirche. Erst in der Zeit der katholischen Restitution nach 1547 wurden die Barfüßermönche häufiger zu Predigten und anderen liturgischen Verrichtungen in der Stiftskirche herangezogen.
Die Einrichtung des Barfüßerklosters war ein Affront gegen das Reichsstift. Infolgedessen kam es in den folgenden Jahren mehrfach zu Auseinandersetzungen zwischen dem Stiftskapitel und den Franziskanermönchen. Die Besetzung durch Truppen des Schmalkaldischen Bundes brachte 1542 die erste Auflösung. Nach der Rückkehr des welfischen Herzogs in sein Fürstentum fünf Jahre später wurde das Kloster wiederbesetzt. Nach einer weiteren Vertreibung und der teilweisen Zerstörung 1552/53 veranlasste Herzog Heinrich d. J. den Wiederaufbau. 1556 bestand der Konvent nur noch aus fünf Priestermönchen und drei Laien.
Die Durchsetzung der Reformation im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel durch Herzog Julius beendete die Geschichte des Franziskanerkonvents. Die herzoglichen Amtsleute forderten am 1. Februar 1569 den Guardian zur Resignation auf. Vom Gelände des Franziskanerklosters hat sich einzig der Grabstein des Gandersheimer Bürgers Hennig Lindemann von 1514 erhalten.

Literatur: Christian Popp, Artikel Gandersheim - Franziskaner-Observanten, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 455-458

Germania Sacra: 72

GND: [4349754-8]

Bearbeiterin: Leonie Bunnenberg