Fredelsloh - Augustinerchorherren-Damenstift

Photo: Klosterkammer, Dr. Jens Reiche

Fredelsloh - Augustiner-Chorherren-/-Doppel-/-Damenstift

Existenz: 1132 bis Mitte 17. Jahrhundert
Heutiges Gebiet: Fredelsloh, Stadt Moringen, Landkreis Northeim
Orden/Art: Augustiner-Chorherren-/-doppel-/-damenstift
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Erzdiözese Mainz; Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel

Das Stift wurde 1132 durch den Mainzer Erzbischof Adalbert I. wohl mit Unterstützung der Grafen von Dassel gegründet. Zur Erstausstattung gehörten die Pfarrrechte und zwei Hufen in Fredelsloh sowie weitere Güter und Zehnte in den späteren Wüstungen Edelershusen, Sultheim und Reddersen. Anfang des 14. Jahrhundert besaß das Stift die Vogtei im Ort Fredelsloh und in Fredelshagen, Zehnte bzw. Teilzehnte in 16 Orten sowie ca. 50 Hufen Land. Im 15. Jahrhundert demonstrierten die Verluste den langsamen wirtschaftlichen Niedergang des Stiftes. Ein Hof bzw. eine Grangie befand sich in dem später verlassenen Edelershusen. Der Zehnt des Ortes ist seit 1137 im Stiftsbesitz belegt.
1269 wird ausschließlich ein Frauenkonvent, 1274 eine Priorin erwähnt. Die Chorfrauen stammten aus niederadligen und bürgerlichen Familien der Region. Im 13. Jh. überwog noch der Niederadel, seit dem Ende dieses Jahrhunderts dominierten Nichtadlige. An der Spitze standen adlige Äbtissinnen. Weitere Klosterämter: Abt (erstmals genannt 1222); Propst (1145); Priorin (1274); Unterpriorin (1505); Küsterin (1390); Schafferin (1505); Vogt (1135) sowie Klosteramtmann/-verwalter (1551). Bruderschaften ging das Stift mit den Zisterzienserklöstern Amelungsborn (1274), Teistungenburg (1301) und Brenkhausen (1308), den Franziskanern der Kölner Provinz (1311) und vermutlich auch mit den Antonitern in Grünberg (1331) ein.
1280 gehörten die Kirchen in dem wüsten Crumele sowie in Espol zur Pfarrei Fredelsloh. Erzbischof Markolf übertrug 1142 dem Stift die Kirchen in Stöckheim und (Mark-)Oldendorf. Die Pfalzkapelle Grone erhielt das Stift von König Konrad III.
Die Reformation des Stiftes erfolgte 1542 unter Herzogin Elisabeth. Der Konvent bestand zu dieser Zeit aus wenigen Stiftsfrauen, die die Reformation annehmen wollten und darum baten, im Stift verbleiben zu dürfen. Die Armut des Stiftes war eklatant, während das geistliche Leben nicht weiter kritisiert wurde. Der wirtschaftliche Niedergang des Stiftes machte sich besonders unter Herzog Erich II. bemerkbar. 1564 verpfändete er das Stift, elf Jahre später verkaufte er es ganz. Gebäude und Ausstattung befanden sich in einem katastrophalen Zustand. 1588 sei im Stift noch nicht einmal mehr eine Bibel vorhanden gewesen. 1615 gab es eine Domina und fünf besetzte Stellen. 1619 wurde Fredelsloh verpachtet. Der Dreißigjährige Krieg führte zum völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch und zur Zerstörung der Konventsgebäude. 1631 sollte Fredelsloh rekatholisiert werden. Die Chorfrauen flüchteten sich nach Einbeck und kehrten um 1642 zurück. Die letzte Domina starb 1652 und Konventualinnen sind 1664 zum letzten Mal belegt.
Der Bau der romanischen Stiftskirche begann 1132. Der Außenbau hat sein ursprüngliches Aussehen weitgehend erhalten. Das Innere der Kirche veränderte sich über die Jahrhunderte unübersehbar. Eine umfangreiche Restaurierung in den 1970er Jahren konnte den romanischen Raumeindruck ansatzweise wiederherstellen. In der Kirche haben sich zwei Taufbecken, deren genaues Alter nicht bekannt ist, erhalten; Im Chorbereich der Kirche befinden sich an den Seitenwänden zwölf Apostelfiguren aus Kalkstein, von denen jede in einer eigenen Rundbogennische untergebracht ist.

Literatur: Nathalie Kruppa, Artikel Fredelsloh - Augustiner-Chorherren-/-doppel-/-damenstift, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 417-423.

Germania Sacra: 380

GND: [7540482-5]

FemMoData: 323

Bearbeiterin: Leonie Bunnenberg