Amelungsborn-Zisterzienser

AmelungsbornPhoto: Patrik Scholz, 2004

Amelungsborn - Zisterzienser

Existenz: 1123/35 bis zur Gegenwart
Heutiges Gebiet: Amelungsborn, Samtgemeinde Bevern, Landkreis Holzminden.
Orden/Art: Zisterzienser, später evangelisches Männerkloster
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Hildesheim; heute Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover, Bistum Hildesheim. 1789 Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel,
1810 Königreich Westphalen, heute Land Niedersachsen

Das Kloster wurde in den Jahren von 1123 bis 1135 von Siegfried IV. von Northeim gegründet, der von seinen Lehnsleuten Bertholf und Sophia von Homburg unterstützt wurde. Bei der Gründung wurde Amelungsborn mit den Dörfern Helichnisse, Quathage, Cogrove, Botestorp, die alle später wüst fielen, sowie den Höfe Bruchhof und Hittfeld ausgestattet. Zahlreiche Güterschenkungen folgten, so stifteten weitere Adlige dem Kloster, etwa die Grafen von Everstein, die Edelherren von Homburg und die Welfen. Geistliche Förderer waren die Bischof von Hildesheim, Paderborn und Minden, sowie die Klöster Corvey und Gandersheim. Die Zisterzienser-Abtei war ein Tochterkloster von Kamp (heute Kamp-Lintfort). Als Schutzpatrone werden Maria und gelegentlich Johannes genannt, nach 1309 sind es Maria und Pancratius. Sie spielte eine aktive Rolle in der Mission der wendischen Gebiete und der Ostkolonisation, in deren Kontext sich verlagerte der Besitzschwerpunkt nach Mecklenburg verlagerte. Bereits im 12. Jahrhundert wurden Riddagshausen und Doberan als Filialen gegründet, die durch Amelungsborn visitiert wurden (Doberan bis 1362). Urkundlich belegt ist ein Hospital ab 1270. 1272 kam es zu einem Aufstand der Amelungsborner Konversen, der zur kurzfristigen Flucht des Konvents und Aufhebung des Konverseninstituts bis 1279 führte. Anhand einer Liste von 1409 lässt sich der damalige Reliquienbestand nachvollziehen. Es ist eine Wallfahrt zu einem Hostienwunder spätmittelalterlichen Ursprungs an einer Kapelle am Ortsrand von Negenborn belegt. 1491 wurde dem Kloster die Pfarrkirche von Stadtoldendorf inkorporiert, wodurch es erstmals seelsorgerisch tätig wurde.
Bis ins Spätmittelalter vefügte das Kloster über Grangien in Negenborn, Erzhausen, Arholzen, Bruchhof bei Greene, Schnedinghausen bei Moringen, Allersheim, Oelkassen, Satow und Dranse. Die Salzgewinnung war neben Zehntrechten die zweite grundlegende Einnahmequelle, seit dem 12. Jahrhundert standen Salinen oder Salinenanteile im Besitz des Klosters, etwa im Solling und Vogler, in Salzhemmendorf und Lüneburg. Amelungsborn besaß außerdem mehrere Mühlen in Negenborn (1165), Eschershausen (1197), Golmbach (1240), Greene und in Höxter neben einer Walkmühle zwei weitere Mühlen. Es gehörten mindestens drei Fischteiche und ein Fichwehr an der Weser zu seinem Besitz. Im 15. Jahrhundert besaß das Kloster Stadthöfe in Höxter (ab 1235), Rostock („Satower Hof“, 1288 bis ca. 1301), Hameln (1311), Bodenwerder (1452) und Stadtoldendorf (1485). In Einbeck besaß es außerdem eine curia mit Grundstück und Wohnrecht.
1542 wurde während der Schmalkaldischen Besetzung vorübergehend die Reformation eingeführt, 1568 dauerhaft durchgesetzt. Seitdem wurde die Klosterkirche Pfarrkirche und bildete den Mittelpunkt der Pfarrgemeinde Negenborn. Der Abt und zwei Konventualen versorgten die Klosterkirche und die Klosterdörfer, während zwei weitere Konventualen Stadtoldendorf, Golmbach und Erschershausen versorgten.Im Rahmen Reformation griffen die Landesherren auf die Güter des Klosters zu. 1568 gründete Herzog Julius im Rahmen der Einführung der Reformation die evangelischen Klosterschule. Die Schule blieb währen des Dreißigjährigen Krieges geschlossen und wurde 1655 wieder eröffnet. 1760 wurde sie nach Holzminden verlegt und dort mit der Stadtschule vereinigt. Von 1629 bis 1631 wurde Amelungsborn vorübergehend im Rahmen des Restitutionsedikts rekatholisiert, wodurch ein weiterer katholischer Anspruch auf Amelungsborn gefestigt wurde.
Seit 1760 lebten die Konventsmitglieder außerhalb des Klosters, der Abtstitel wurde zunehmend zum Ehrentitel. Nach Inkrafttreten des Loccumer Vertrags 1955 erhielt das Kloster 1960 wieder einen Abt, 1961 konstituierte sich der Konvent neu.
Die Klostergebäude lassen noch Baubestand aus dem 12. Jahrhundert erkennen, auch wenn es im 14. und vom 17. bis 19. Jahrhundert immer wieder zu Umbaumaßnahmen kam. Kriegsschäden aus dem Jahre 1945 wurden behoben. Die Glocken von 1706 und 1722 sind nicht mehr vorhanden, ihre Inschriften sind aber bekannt. Bis heute wird ein 1478 von Abt Johannes VI. gestifteter Kelch genutzt. Der Taufstein des Kloster stammt aus dem Jahr 1592. Die Kirchenfenster des 14. Jahrhunderts wurden bei einem Bombenangriff 1945 schwer beschädigt und sind nur noch teilweise erhalten. Darüber hinaus sind im Kloster eine farbig gefasste gotische Madonna, sechs reichverzierte romanische Piscinen und mehrere Grabsteine erhalten.

Literatur: Nathalie Kruppa und Diana Schweitzer, Artikel Amelungsborn - Zisterzienser, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 8-20.

Germania Sacra: 56

Bearbeiterin: Julia Bartels