Photo: Longbow4u, 2005, gemeinfrei

Hildesheim – Jesuiten

Existenz: 1592-1773
Heutiges Gebiet: Stadt Hildesheim
Orden/Art: Residenz, ab 1601 Kolleg der Jesuiten
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Hildesheim; Hochstift Hildesheim

1595 wurde die Hildesheimer Residenz auf Drängen des Domkapitels durch den Bischof gegründet, und zwar nach einer ersten Ansiedlung von Brüdern während der Zeit heftiger konfessioneller Auseinandersetzungen in den 1570er Jahren nach Einführung der Reformation in Hildesheim. Im selben Jahr eröffneten die Jesuiten das Gymnasium Marianum mit ca. 60 Schülern, das von Beginn an einen überregionalen Ruf besaß. Um 1610 war die Schülerzahl auf ca. 310 angewachsen. Das Gymnasium wurde so auch für Protestanten in und um Hildesheim zunehmend attraktiver. Im Jahr der Gründung kam es allerdings auch zu zerstörerischen Übergriffen Hildesheimer Bürger auf Schule und Kolleg, so dass sie 1596 unter den Schutz des Bischofs gestellt werden mussten.
Die Jesuiten erhielten die Einkünfte aus der Propstei auf dem Moritzberg. 1612/13 übernahmen sie die Probstei. Seit 1601 wurde das Kolleg von einem Rektor geleitet. 1611 begannen Vorlesungen in Philosophie und Theologie. Das Hildesheimer Seminar war stark vom „Oberseminar“ in Rom abhängig. Im frühen 17. Jahrhundert kam es jedoch immer wieder zu Konflikten mit lutherischen Pfarrern und protestantischen Bürgern, die auch publizistisch ausgetragen wurden. Diese verschärften sich mit dem Dreißigjährigen Krieg erneut. Die Jesuiten arbeiteten bei Tillys Vormarsch mit dessen Beichtvätern zusammen. 1634-1643 gingen die Brüder nach veränderter militärischer Lage ins Exil. Nach 1648 wurde die Bildungspolitik des Hochstiftes und somit die Arbeit der Jesuiten verstärkt reglementiert. 1651 wurden dem Kolleg die „Nordischen Missionen“ übertragen. 1665 war die Errichtung der philosophisch-theologischen Fakultät abgeschlossen. Nach wiederholten Streitigkeiten u.a. mit den Kapuzinern Anfang des 18. Jahrhunderts wurde das Kolleg am 21.07.1773 von Papst Clemens XIV. aufgelöst.
Heute existiert noch das Gymnasialgebäude in der Gestalt des Mariano-Josephinums von 1695 mit Frontispitz und Portal in korinthischen Säulen. Die ältesten Teile des Gymnasiums sind die Bartholomäuskapelle und der Totenkeller aus dem 10. Jahrhundert. Zur Ausstattung gehörte ein Gemälde „Maria lactans“ aus dem 14./15. Jahrhundert, das sich heute im Diözesanmuseum befindet. Zu Inschriften in der Antoniuskirche vgl. DI 58 Nr. 620.

Literatur: Jürgen Stillig, Artikel Hildesheim – Jesuiten, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 776-783

Germania Sacra: 111

Bearbeiter: Aaron Schwarz