Photo © Corinna Lohse, Klosterkammer

Hildesheim – Benediktiner St. Godehard

Existenz: 1133/36 bis 1803
Heutiges Gebiet: Stadt Hildesheim
Orden/Art: Benediktinerabtei
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Hildesheim; bei Auflösung Königreich Preußen

Die Abtei war eine Gründung des Bischofs Bernward von Hildesheim. Am 16. Juni 1133 erfolgte die Grundsteinlegung für das dem erst 1131 kanonisierten Godehard geweihten Kloster. 1136 zog der erste Abt mit Benediktinermönchen ein. 1172 wurde die St. Godehardkirche geweiht, dabei wurden die Reliquien des hl. Godehard vom Dom ins Kloster überführt. Seit Ende des 12. Jahrhunderts wurde Bischof Bernward dort als Heiliger verehrt. Bereits unter dem ersten Abt erreichte der Konvent eine kulturelle Blüte. Seit der Gründung bestand neben dem Abt das Amt des Priors. Im späten 13. Jahrhundert scheiterten Bemühungen des Abtes, den Besitz von Privateigentum zu beseitigen.
Bischof Bernward stattete das Kloster mit Grundbesitz, teils aus eigenem Erbe, aus. Die ursprüngliche wirtschaftliche Ausstattung umfasste 158 ½ Hufen, 60 Morgen Land, einen Hof, ein Landgut, eine Wiese, 6 ½ Zehnten und einen Zehnten von sieben Hufen und zwei Mühlen. Dies wurde in 120 Jahren stetig erweitert bis es im 14. Jahrhundert zu zahlreichen Verpfändungen kam. 1427 erhielt das Kloster durch Besitzungen in Rössing einen umfangreichen Güterzuwachs. Vor der Auflösung verfügte es über 1325 Morgen Landbesitz, u.a. im Amt Marienburg zu Ochtersum, Detfurth und Bergfelde sowie Häuser in der Stadt Hildesheim. Außerdem erhielt es den Garbenzehnten aus acht Dörfern  sowie der Zins von 110 Meierhöfen. Das Kloster besaß Fischereirechte in der Innerste bei der Godeharder Mühle bis zur Flutrinne.
1142 wurde dem Kloster die neue Pfarrkirche in Sehlem übertragen; 1146 besaß es auch die Kirche in Barbecke. Nach der Reformation übte das Kloster bis zur Auflösung das Patronatsrecht über die evangelische Kirche in Schwicheldt aus. 1235 erwarb es das Patronatsrecht der Kirche in Groß Giesen, die 1423 inkorporiert wurde. 1302 kam das Patronat in Handorf hinzu. 1150 wurde die Nikolaipfarrei für die zwischen Kloster und Stadt siedelnden Handwerker geweiht.
1184 wird ein Hospital erwähnt, das seit 1453„Hl. Geisthospital bei der Nikolaikirche“ genannt wurde und bis ins 18. Jahrhundert bestand, wo es mit dem Fünf-Wunden-Hospital in einem Gebäude zusammengelegt wurde.
1466 wurde das Kloster nach langem Widerstand der Bursfelder Kongregation angeschlossen. Danach erlebte es einen erneuten wirtschaftlichen Aufschwung. Nach Einführung der Reformation 1542 versuchte der Rat der Stadt Hildesheim, mit dem es seit dem Spätmittelalter immer wieder zu Streitigkeiten gekommen war, die Reformation im Kloster einzuführen. Seit 1548 blieb es jedoch dauerhaft katholisch, allerdings dauerten Gewalttätigkeiten, Störung des Gottesdienstes u.a. bis ins 18. Jahrhundert an. 1634 wurde der Konvent von einer welfischen Besatzung aus dem Kloster ausgewiesen, konnte aber 1637 in verkleinerter Form zurückkehren. Um 1700 entstand eine Mädchenschule bei der Nikolaipfarrei. Die materiellen Verluste an Inventar jeder Art waren hoch. Noch kurz vor seiner Auflösung am 22. Januar 1803 auf Kabinettsordre des preußischen Königs galt St. Godehard als wirtschaftlich gefestigt, spirituell und kulturell hochstehend.
Heute existiert die St. Godehardkirche mit Ausstattung aus dem 19. Jahrhundert. Das Klostergebäude besteht nach Umbau in 19. Jahrhundert in seiner jetzigen Form seit 1969 (ohne südlichen Kreuzgangsflügel). Es existieren noch drei mittelalterliche Glocken. Inschriften: DI 58.

Literatur: Hans-Georg Aschoff, Artikel Hildesheim – Benediktiner St. Godehard, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 719-729.

Germania Sacra: 100

GND: [3072598-7]

Bearbeiter: Aaron Schwarz