Aus: Merian, Saxonia Inferioris, 1654

Hildesheim – Kollegiatstift zur Sülte; dann Augustiner-Chorherrenstift; später zeitweilig Doppelstift

Existenz: ca. 1034 bis 1803
Heutiges Gebiet: Stadt Hildesheim
Orden/Art: Augustiner-Chorherrenstift
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Hildesheim; Hochstift Hildesheim, bei Aufhebung Königreich Westphalen

Grundlage für das Stift bildete eine 1034 von Bischof Godehard geweihte Kirche. 1022 hatte Bischof Godehard bereits ein Hospital und ein Pilgerhaus gestiftet. Wie lange das Hospital bestand, ist nicht bekannt.Unter dem Elekt-Bischof Bruning wurde in den 1120er Jahren die Augustinerregel eingeführt und das Stift reichlich beschenkt. Sein Nachfolger machte es endgültig zum Augustiner-Chorherrenstift. Zeitweilig bestand es als Doppelkloster, 1226 kann man von vier Schwestern ausgehen. Auch im 13. Jahrhundert wurde das Stift materiell noch reich bedacht. An Klosterämtern sind Propst, Vogt und Subprior belegt. 1441/43 wurde das Stift nach der Windesheimer Reform reformiert und in die Augustiner-Chorherrenkongregation von Windesheim eingegliedert. Der Klosterreformer Johannes Busch, der in Windesheim aktiv gewesen war, wurde 1439 Subprior und 1440 Propst des Sültestifts. Zwischen 1447 und 1459 war Busch vor allem als Reformvisitator tätig, bevor er dann bis zu seinem Tod wieder das Propstamt im Stift übernahm.
Bereits die Erstausstattung des Stifts enthielt die umliegenden Gewässer mit Fischerei- und Weiderechten sowie die Archidiakonatskirche in Lühnde mit den dazugehörenden Einkünften. Außerdem besaß es Mühlrechte in Lühnde sowie einen Wirtschaftshof in Ahrbergen. Das Ackerland war 1803 weit verstreut. Haupteinnahmen waren die Zehten in Ahrbergen und Farmsen. Weitere Finanzquellen waren die Getreidezinsen aus 20 Meierhöfen.
Neben der eigenen Sültepfarrei besaß das Stift Patronatsrechte im Amt Ruthe. Patronherrin war die Sülte nach der Reformation über Gödringen, Wirringen mit Wehmingen, Hotteln, Lühnde mit Ummeln und Wätzum, Groß Lobke mit Klein Lobke und Sehnde im Fürstentum Lüneburg. 1695 erhielt sie im Tausch die Pfarrei Ahrbergen. 1759 wurde das Stift Sitz des zweiten neu errichten Pfarrzirkels mit den Pfarreien Drispenstedt-Bavenstedt, Achtum, Dinklar und Bettmar.
Im 16. Jahrhundert kam es vielfach zu Streit mit der Stadt Hildesheim: 1542 führte der Rat der Stadt die Reformation ein. Das Stift musste u.a. die lutherischen Prediger und Lehrer finanzieren. 1546 wurden die Gebäude durch die Stadt zunächst z.T. abgebrochen, aber bis 1600 notdürftig wiederhergestellt. Personell und wirtschaftlich lag das Stift am Boden. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es schwer beschädigt, 1634-42 löste sich der Konvent vorübergehend auf. 1642 konnte aufgrund des Hildesheimer Hauptrezesses wieder ein Probst in der Sülte eingesetzt werden, das Stift gelangte im 18. Jahrhundert zu neuer Blüte. 1802 lebten im Stift zwölf Chorherren. Am 15.Januar 1803 wurde es schließlich aufgehoben. Es existiert heute nur ein Nachfolgebau des in den 1830er Jahren abgerissenen Stiftsgebäudes.

Literatur: Stefan Bringer, Artikel Hildesheim – Kollegiatstift zur Sülte; seit 1119/1130 Augustiner-Chorherrenstift; später zeitweilig Doppelstift, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 706-712.

Germania Sacra: 97

Bearbeiter: Aaron Schwarz