Wiedergabe nach Redeckers Chronik, in: Hannoversche Geschichtsblätter 9, 1906, S. 205

Hannover – Kollegiatstift (Marienstift)

Existenz: zwischen 1388 und 1392 bis 1543
Heutiges Gebiet: Stadt Hannover
Orden/Art: Kanonikerstift
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Minden; Fürstentum Calenberg.

1388 einigten sich die welfischen Herzöge Bernhard und Heinrich mit dem 1377/8 begründeten Kaland der Neustadt, die 1382 errichtete Neustädter Pfarrkirche St. Marien zu erweitern, die Anzahl der Altäre zu vermehren und ein Kanonikerstift mit sechs Pfründen und einem Dekanat zu installieren, davon war einer Kämmerer/Thesaurar (erstmals genannt 1392). Ein Jahr später bestätigte Bischof Otto von Minden diese Regelungen. Cord von Alten und seine Söhne Cord, Brüning und Wulbrand stiften die Kapelle. Reliquien wurden 1389 von der abgebrochenen Galluskapelle auf der Burg Lauenrode übernommen. Ausgestattet war die Stiftung mit Besitzungen in und bei Hannover, u.a. der Zehnte zu Limmer und zu Wennebostel, die beim Rat von Wunstorf vom Kaland angelegte Rente, ein Hof in Mandelsloh. Seit der Verinigung mit Mandelsloh zudem: Güter in und bei Mandelsloh, insbesondere die Vogtei sowie Höfe in Welze, Bornum, Rethen, Benthe, Stöcken, Döhren und bei Hannover.
Am 9. Januar 1392 fand die erste Kapitelsitzung statt. 1415 erfolgte die Vereinigung der beiden Kollegiatstifte St. Marien und Mandelsloh. Es wurden ein Dekanat und zwölf Kanonikerpfründen geschaffen; zehn Kanonien wurden in der Marienkirche auf der hannoverschen Neustadt und zwei in Mandelsloh eingerichtet. Auch wenn die Verbindung des Marienstifts mit dem Stift in Mandelsloh bis zur Aufhebung 1543 aufrecht erhalten bleibt, wurde die Pfarrei an der Kirche wohl schon 1533 mit der Einführung der Reformation in Hannover evangelisch, und ihr Kirchenschatz wurde vor 1539 dem hannoverschen Rat übergeben. 1666/8 wurde die Kirche zur Lateinschule umgenutzt.
1859 brach man das inzwischen leerstehende Gebäude ab.
Inschriften: DI 36 Nr. 13, Nr. 125, Nr. 206 u. Nr. 209.

Literatur: Gaby Kuper, Artikel Hannover – Marienstift, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 576-580.

Germania Sacra: 397

Bearbeiterin: Leonie Bunnenberg