Abbildung aus der Renner-Chronik aus dem 17. Jahrhundert

Bremen – Kollegiatstift, später Benediktinerkloster St. Pauli

Existenz: ca. 1050 bis 1567
Heutiges Gebiet: Freie und Hansestadt Bremen
Orten/Art: Propstei; Säkularkanoniker. Ab 1131/32 Umwandlung in ein Benediktinerkloster
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Erzdiözese Bremen; Erzstift Bremen

Um 1050 stiftete Erzbischof Adalbert die Propstei St. Pauli. Erzbischof Adalbero wandelte sie 1131/32 auf Bitten des kurz zuvor verstorbenen Adeligen Trutbertin, der es umfangreich ausstattete, in ein Benediktinerkloster um und setzte mit Berthold den ersten Abt ein. Erster Vogt des Klosters war Graf Gerbert von Versfleth. Die Äbte entstammten anfangs überwiegend dem ministerialischen Stiftsadel, seit dem späten 14. Jahrhundert gab es auch Äbte mit Wurzeln im Bremer Großbürgertum. Der Konvent des Paulsklosters umfasste vermutlich nicht mehr als 20 Mönche. Zu den Ämtern gehörten der Prior (ermalig genannt: 1235), Infirmarius (1290), Kämmerer (ca. 1310), Thesaurar (1332), Magister caritatum (1367).
Seit der Gründung besaß das Kloster ein eigenes Armenhospital. Die Krankenstube (Infirmarium) enthielt vier Betten und wurde mit Zuwendungen aus den Einkünften der Klostergüter bedacht. Zudem gab es ein Karitatenamt (officium caritatis), das für die Almosenverteilung und die Armenspeisungen zuständig war. Ende des 15. Jahrhunderts bezogen ca. 20-30 Prövener lebenslängliche Renten vom Paulskloster. Im 14. Jahrhundert wird eine Klosterschule erwähnt, über deren weiteren Bestand nichts überliefert ist.
Seit 1261 wurde die Marien- bzw. Laurentius-Kapelle in Huntorf bei Brake gottesdienstlich versorgt. Außerdem ist für die Pfarrkirche St. Marcelli in Asendorf bei Syke von 1459 bis 1531 das Präsentationsrecht des Paulsklosters bezeugt.
Das Güterregister von 1487 verzeichnet Klosterbesitz in 56 Orten sowie Zehntrechte in 17 Dörfern. Die Besitzschwerpunkte lagen im Umkreis Bremens, im Vieland südlich der Geeste, in der Grafschaft Hoya sowie im Stedingerland im Bereich der Huntemündung. Mit dem Abbruch der Wirtschaftsgebäude 1547 fand die Klosterwirtschaft ein Ende. Ein Vorwerk befand sich in unmittelbarer Nähe des Klosters, wo Viehwirtschaft betrieben und ein großer Pferdebestand gehalten wurde. Weiterhin gehörten eine Windmühle, eine Brauerei und ein Backhaus dazu, 1514 wurde eine zweite Mühle errichtet. Die Fischteiche des Klosters in Asendorf waren verpachtet. Bei St. Remberti besaß das Kloster vier Ziegelhäuser.
1453 schloss sich das Paulskloster unter Abt Heinrich der Bursfelder Reformbewegung an. Im August 1523 wurde die Abtei aus militärstrategischen Gründen zerstört. 1547 folgten die Wirtschaftsgebäude, der Abt Gerhard Vaget flüchtete mit fünf verbliebenen Mönchen in die Domkurie in der Stadt. Sein Tod 1567 bedeutete dann das Ende des Klosters.
Im Bremer Dom ist das Epitaph des Abtes Gerhard Vaget († 1567) erhalten. Aus dem ehemaligen Klosterschatz hat sich ein hölzernes Marienbild erhalten, das später in einen eisernen Kronleuchter eingearbeitet wurde, der sich im Besitz des Schmiedeamtes befand (heute im Bremer Landesmuseum).

Literatur: Ulrich Weidinger, Artikel Bremen – Kollegiatstift St. Pauli; seit 1131/32 Benediktinerkloster, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 228-233.

GSN: 3560

Bearbeiterin: Leonie Bunnenberg